Fußball-EM: Deutschland im Achtelfinale

Nach einer knappen Niederlage gegen Weltmeiste Frankreich (1:0), einem dominanten Sieg gegen Europameister Portugal (2:4) und einer überraschenden Zitterpartie gegen Ungarn (2:2) hat sich die deutsche Nationalmannschaft ins Achtelfinale der laufenden Fußball-EM 2021 retten können. Noch nie spielte das Team um Jogi Löw (61) so sprunghaft und wenig konstant – im Achtelfinale wartet nun ausgerechnet England in Wembley. Laut Jürgen Klinsmann eine brutale Kiste. Kann Deutschland seinen Erzrivalen hinter sich lassen?

Deutsche Fußballfans jubeln im Stadion.

Im WM-Achtelfinale 2010 kassierte England von Deutschland mit 1:4 eine unvergessene Klatsche. ©Ganossi/Pixabay

Erzrivale England wartet in London

Das letzte Gruppenspiel gegen Ungarn (23.06.) glich einer Achterbahnfahrt: Ungarn spielte mit viel Leidenschaft, die deutsche Nationalmannschaft offenbarte gravierende Schwächen und wirkte über längere Zeiträume wenig überzeugend. So mancher sah das erneute Vorrundenaus und das Ende der Ära Jogi Löw gekommen, bis der entschlossene und leicht abgefälschte Abschluss von Leon Goretzka (26) dem Team in der 84. Minute den erlösenden Ausgleich zum 2:2 bescherte.

Ein Mutmacher ist das Ergebnis gegen Ungarn sicherlich nicht: Trotzdem steht Deutschland nun im Achtelfinale, wo es am kommenden Dienstag (29.06.) in London auf den Erzrivalen England trifft. Die Rivalität beider Teams ist nicht nur aufgrund des berühmten Wembley-Tores (1966) legendär, sondern auch aufgrund von zwei dramatischen Halbfinalspielen bei der WM 1990 und der EM 1996, welche die deutsche Nationalmannschaft beide nach Elfmeterschießen gewinnen konnte.

Machbare Aufgaben im Viertelfinale

Hinzu kommt, dass Deutschland England im Achtelfinale der WM 2010 mit 1:4 abgeschossen hat – diese Klatsche ist unvergessen, denn sie markiert die bis dato höchste WM-Niederlage des englischen Teams. Unter diesen Gesichtspunkten erscheint England zwar als harter Brocken, doch nicht als unüberwindbare Hürde auf dem Weg ins Viertelfinale. Dort würden Deutschland machbare Aufgaben erwarten: Es würde gegen den Sieger aus der Partie Schweden – Ukraine (29.06.) gespielt. Mögliche Halbfinalgegner wären: Wales, Tschechien, Niederlande oder Dänemark. Hier ein Überblick zum laufenden Turnier:

  • Samstag, 26.06.: Wales – Dänemark (18 Uhr/Amsterdam) und Italien – Österreich (21 Uhr/London)
  • Sonntag, 27.06.: Niederlande – Tschechien (18.00 Uhr/Budapest) und Belgien – Portugal (21.00 Uhr/Sevilla)
  • Montag, 28.06.: Kroatien – Spanien (18.00 Uhr/Kopenhagen) und Frankreich – Schweiz (21.00 Uhr/Bukarest)
  • Dienstag, 29.06.: England – Deutschland (18.00 Uhr/London) und Schweden – Ukraine (21.00 Uhr/Glasgow)

Im Umkehrschluss kann gesagt werden, dass die größten Turnierfavoriten allesamt in anderen Metiers stecken und sich bis zum Finale gegenseitig ausschließen. Erst im Finale würde Deutschland auf Frankreich, Spanien, Belgien oder Italien treffen. Abgesehen von England befindet sich Deutschland also – zumindest auf dem Papier – auf den leichteren Ästen des Turnierbaumes. Sollte England geschlagen werden, ist der Einzug ins Finale machbar.

Was sagen Spieler und Experten?

Eine Reihe von Spielern und Experten hat sich bereits zum Achtelfinale gegen England geäußert: Laut Jürgen Klinsmann (56), selbst früherer Nationalspieler und Bundestrainer, sei die Partie gegen England zwar eine brutale Kiste, aber dennoch ein Duell auf Augenhöhe. Beide Teams seien gleichwertig besetzt, letztlich würde die Tagesform entscheiden. Klinsmann erwartet zudem einen harten Kampf, der womöglich wieder im Elfmeterschießen endet.

Der scheidende Bundestrainer Joachim Löw meldete sich ebenfalls zu Wort: Gegen Ungarn habe Deutschland großen Kampfgeist und Moral bewiesen. Dennoch habe man Fehler gemacht, die gegen England nicht passieren sollten. Man fahre nun als Gruppenzweiter nach England – jetzt ginge es um alles oder nichts, die Vorrunde sei abgehakt, so Löw in einer Pressekonferenz.

Indessen freut sich Nationalspieler Joshua Kimmich (26) auf das Spiel: Es gebe nichts Schöneres als ein Spiel in Wembley. Ob dieses im Achtelfinale stattfinden muss, sei dahingestellt. Man habe nun drei unterschiedliche Spiele gesehen und sei endlich in der Europameisterschaft 2021 angekommen. Kapitän Manuel Neuer sieht das ähnlich: Wembley liege der Mannschaft – das Spiel gegen England sei ein K.o.-Spiel, alles sei möglich, so der 35-jährige Torwart.

Bieten sich gute Gewinnchancen?

Für das Spiel gegen England gehen Fußballexperten mehrheitlich von einer 50/50-Chance aus. Trotz der holprigen Fahrt ins Achtelfinale werden die Chancen des deutschen Teams von Wettanbietern nach wie vor gut eingeschätzt. Dies zeigt sich auch daran, dass die Quoten auf ein Vorrundenaus zuletzt bei über 15,0 lagen. Die Quoten darauf, dass Deutschland Gruppenletzter wird, lagen teilweise sogar bei 23,0.

Deutschland zählt nach wie vor zu den Top-Favoriten. In Bezug auf das Spiel gegen England lässt sich festhalten, dass Deutschland bei einer EM noch niemals in der ersten K.o.-Runde rausgeflogen ist. Schon vor Turnierbeginn wurde das Team daher nicht nur im Achtelfinale, sondern auch im Viertelfinale erwartet. Deutschland war bei den letzten drei Europameisterschaften jedes Mal (mindestens) im Halbfinale.

Ein Ansatz für Tipper bietet an dieser Stelle auch folgender Sachverhalt: Die Fußballfans haben in der Vorrunde der EM 2021 deutlich mehr Tore feiern können als noch vor fünf Jahren. Insgesamt waren die Teams viel effizienter: Aus einer Statistik des Potsdamer Instituts für Spielanalyse geht hervor, dass die 24 Mannschaften nur 833 Torschüsse für 94 Tore benötigten. 2016 hatten hingegen 933 Versuche zu lediglich 69 Toren geführt.

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