EGBA kritisiert spanische Regierung

In Spanien sollen drastische Werbebeschränkungen für private Glücksspielanbieter eingeführt werden, parallel wurde ein Sponsoringverbot für Sportvereine beschlossen. Für die Maßnahmen wird die Regierung nun massiv vonseiten der EGBA (European Gaming and Betting Association) kritisiert. Der in Brüssel stationierte Industrieverband erklärte, dass die Einschränkungen gegen die EU-Vorschriften verstoßen. Unterstützung leisten die spanischen Online Glücksspielverbände. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?

Ein Spieler von Real Madrid kämpft um den Ball.

Spaniens Fußballvereine sollen ihre Deals mit Wettanbietern bis zum Saisonende annullieren. ©MondejarFoto/Pixabay

Werden staatliche Anbieter bevorzugt?

Die Debatte um die neuen Regularien in Spanien spitzt sich weiter zu. Nun hat sich Europas größter Glücksspielverband EGBA eingeschaltet und die geplanten Werbebeschränkungen und Verbote der Regierung massiv kritisiert. Diese würden gegen das EU-Recht verstoßen, da die staatlichen Betreiber ONCE und SELAE Vorteile aus der Gesetzgebung ziehen könnten. Die beiden Unternehmen seien von den künftigen Regeln gänzlich ausgeschlossen.

Die neuen Vorgaben sehen für private Glücksspielbetreiber ein umfassendes Verbot audiovisueller Glücksspielwerbung vor. Ausnahmen gelten lediglich zwischen 01:00 und 05:00 Uhr morgens. Dazu kommt ein Verbot jeglichen Sportsponsorings durch Wettanbieter. Da die Regeln nicht für die benannten staatlichen Lotterieunternehmen gelten, würden laut EGBA die EU-Richtlinien verletzt. Private Unternehmen würden systematisch diskriminiert.

EGBA-Generalsekretär Maarten Haijer forderte die spanische Regierung daher mit Nachdruck dazu auf, die Maßnahmen zu überdenken. Die Beschränkungen würden die staatlichen Lotterien, die im Glücksspielsektor ohnehin Marktführer seien, begünstigten. Die Pläne sollen aber nicht nur mit dem EU-Recht in Konflikt stehen, sondern auch willkürlich ausgestaltet worden sein. Es mangle an fundierten Daten, Zahlen und Fakten, die die Stringenz der Regierung rechtfertigen.

Die EGBA, die sich seit 2009 europaweit für höchste Industriestandards einsetzt, argumentiert mit Daten des spanischen Werbeverbands AEA, wonach ONCE und SELAE 65 Prozent der Einnahmen des Glücksspielmarktes generieren. Die Anbieter würden 34 Prozent aller glücksspielbezogenen Werbeausgaben tätigen. ONCE stehe an elfter Stelle der Liste aller Unternehmen, die 2019 am meisten für Werbung ausgegeben haben. 49 Mio. Euro seien investiert worden, mehr als ein Drittel der 145,6 Mio. Euro, die die Glücksspielindustrie insgesamt ausgab.

Verweis auf neue Glücksspielstudie

Um ihre Argumentation weiter zu festigen, hat die EGBA auf eine Anfang Oktober erschienene Glücksspielstudie der Universität von Madrid verwiesen. Hiernach liegt die Quote des problematischen Glücksspiels in Spanien bei lediglich 0,3 Prozent, eine der niedrigsten Quoten weltweit. Der Wert kommt zustande, obwohl 84,9 Prozent der Bevölkerung, so die Studie, jedes Jahr an irgendeiner Form von Glücksspielen teilnehmen.

Wie aus der Untersuchung hervorgeht, spielte die Mehrheit der Spanier 2019 bei den staatlichen Lotterien ONCE und SELAE. 25,8 Mio. Spieler nahmen an der Weihnachtslotterie teil, 14,5 Mio. an der El Niño-Lotterie, 14 Mio. an den Primitiva-Lotterien und 8,5 Mio. an Rubbellos-Spielen der Marke ONCE.

Die Rubbellose von ONCE erwiesen sich das zweite Jahr in Folge als die beliebteste Form des Glücksspiels, an der 9,9 Prozent der spanischen Bevölkerung teilnahmen. Rubbellose sind auch das Produkt, das mit 50,5 Prozent der Spieler unter 35 Jahren das jüngste Publikum anzieht.

Mehrheit spielt verantwortungsbewusst

Rund 6,5 Mio. Kunden spielten 2019 hingegen bei privaten Betreibern, in Casinos, Bingohallen und Spielhallen sowie im Bereich des Online Glücksspiels. Insgesamt ist die Zahl der Spieler seit 2007, wo über 90 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Jahr an einer Form des Glücksspiels teilnahm, zurückgegangen.

Online zeichnete sich zuletzt ein regelrechter Boom ab. Die Studie ergab, dass 5 Mio. Kunden 2019 mindestens einmal online spielten, was sich auf durchschnittlich 630.000 Spieler pro Monat verteilt. Von diesen spielten nur 300.000 regelmäßig online, was 0,9 Prozent der erwachsenen Bevölkerung entspricht.

Laut José Antonio Gómez Yáñez, Professor für Soziologie an der Uni Madrid, sei es das Ziel der Studie gewesen, eine reale und überprüfbare Beziehung zwischen der spanischen Gesellschaft und dem Glücksspiel nachzuzeichnen. Glücksspiel sei Gegenstand zahlreicher Debatten, weshalb konkrete Zahlen geboten werden müssten. Die große Mehrheit derjenigen, die spielen, tue dies auf verantwortungsbewusste weise. Ein Statement, dass auch von der EGBA aufgegriffen wird, um den stringenten Maßnahmen der Regierung Einhalt zu gebieten.

Kritik von Jdigital und Cejuego

Dass Spanien kein Problem mit Spielsucht hat, wird auch von den Glücksspielverbänden Cejuego und Jdigital bekundet. Beide Verbände kritisieren zurzeit die Werbebeschränkungen, welche vor allem durch Spaniens Wirtschaftsminister Alberto Garzón vorangetrieben werden. Die Maßnahmen seien überzogen und unfair, zudem würden sie den nicht-regulierten Schwarzmarkt bestärken, da lizenzierte Unternehmen nicht mehr auf seriöse Produkte aufmerksam machen dürfen.

Parallel dazu dürfte auch der Sportsektor unter dem künftigen Sponsoringverbot leiden. Erst letzte Woche forderte das nationale Verbraucherministerium die Fußballmannschaften der Primera Division dazu auf, alle bestehenden Glücksspielpatenschaften spätestens zum Ende der Saison 2020/21 zu kündigen. La Liga-Chef Javier Tebas geht davon aus, dass das Verbot Verluste von über 90 Mio. Euro für den spanischen Fußball zur Folge hat. Ein Statement der Regierung zu den Kritiken seht bislang noch aus.

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