EGBA fordert höchste Industriestandards

Der europäische Glücksspielverband EGBA (European Gaming and Betting Association) hat einen neuen Maßnahmenkatalog zur Wahrung höchster Industriestandards während der Corona-Krise herausgeben. Die Instanz will sicherstellen, dass Betreiber ihre Produkte sicher und verantwortungsbewusst bewerben. Wie sehen die Richtlinien im Detail aus?

Ein Internetnutzer informiert sich über das Coronavirus.

Laut EGBA besteht erhöhter Handlungsbedarf, da sich viele Spieler in Isolation befinden. ©Geralt/Pixabay

Kein „Corona-freies“ Marketing

Mit einem Korpus an neuen Richtlinien drängt die EGBA auf verantwortungsvolles Glücksspiel während der Covid-19-Pandemie. Die Vorgaben richten sich vor allem an Online Glücksspielanbieter und beziehen sich auf das Thema Werbung. Da der landbasierte Sektor zurzeit stillsteht, erfährt der ohnehin boomende Onlinemarkt wachsenden Zulauf. Dennoch missbilligt die EGBA zum Beispiel Slogans wie „Corona-frei“ oder ähnliche Reklamen.

Die EGBA betonte mit Nachdruck, sich entschieden gegen Betreiber zu wenden, die in ihren Marketingkampagnen auf Covid-19 verweisen. In diesem Sinne sollen die neuen Richtlinien dazu beitragen, dass weiterhin verantwortungsvoll geworben und sicher gespielt wird. Soziale Verantwortung habe nun die höchste Priorität. Der Korpus sei daher ein „Leitfaden“ der nationalen Regulierungsbehörden Unterstützung und Orientierung bieten soll.

Keine Lösung für Probleme

Viele Spieler befinden sich wegen der Pandemie in Isolation, weshalb die EGBA zur Einhaltung höchster Sicherheits- und Spielerschutz-Standards aufruft. Betreiber werden ausdrücklich davor gewarnt, Reklamen zu schalten, die sich auf die Problematik beziehen. Laut Generalsekretär Maarten Haijer seien Glücksspiele auch in Zeiten der Krise keine Lösung für Langeweile oder soziale, persönliche und finanzielle Probleme. Der Sprecher erklärte:

“Die EGBA setzt sich dafür ein, Standards im gesamten Online Glücksspielsektor voranzutreiben. Dies sind wichtige Maßnahmen, die unserer Meinung nach von Glücksspielfirmen ergriffen werden sollten, um ihre Kunden zu schützen und sicherzustellen, dass ihre Werbung auf ethische und sozial verantwortliche Weise durchgeführt wird. Wir fordern alle Online Glücksspielunternehmen auf, sich an die Regeln zu halten.”

Erhöhter Kontrollbedarf

Über die Einhaltung strengerer Werbedisziplinen hinaus, fordert die EGBA, das Spielerverhalten besser zu überwachen und gleichzeitig sicherzustellen, dass alle Webseiten auf „sichere Glücksspielprodukte und Einzahlungslimits“ verweisen. Sollten Betreiber weitere Leitlinien zur Aufrechterhaltung der Sicherheitsstandards benötigen, rät die in Brüssel stationierte Instanz, die EU-Richtlinien 478/2014 zum Verbraucherschutz bei Online Glücksspielen heranzuziehen.

Hier wird unter anderem darauf hingewiesen, dass sämtliche Reklamen und Webseiten beschilderte Informationen über Altersbeschränkungen, problematische Glücksspielhilfen und Selbstausschlussregister liefern müssen.

Um Anzeichen für problematische Spielweisen zu erkennen und gegebenenfalls die Interventionen zu verstärken, fordert die EGBA außerdem, die „Aktivitäten der Kunden genau zu überwachen“. In diesem Punkt würden die neuen Richtlinien die ohnehin geltenden Maßnahmen unterstützen, welche die Mitglieder des Verbandes bereits ergriffen haben und zu deren Einhaltung sie laut Vertrag verpflichtet sind.

Branche begrüßt neue Vorgaben

Die Forderungen der EGBA werden bereits durch zahlreiche Branchenvertreter unterstützt. So kündigten mehrere europäische Betreiberverbände an, den Richtlinien Folge zu leisten. Dazu gehören unter anderem der britische Wett- und Glücksspielausschuss, die Association Française des Opérateurs de Jeu en Ligne (AFJEL) und die portugiesische Associação Portuguesa de Apostas e Jogos Online (APAJO).

Darüber hinaus bekundete die schwedische Organisation Branschföreningen för Onlinespel (BOS) ihren Zuspruch. Auch von deutscher Seite aus, wo die Regulation von Online Glücksspielen derweil in den Startlöchern steht, werden die Vorgaben unterstützt. Sowohl der Deutsche Online Casinoverband (COCV) als auch der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) kündigten an, die Maßnahmen umzusetzen.

Weitere Partner sind das in Malta ansässige iGaming European Network (iGEN), die italienische Organisation Lega Operatori di Gioco su Canale Online, der norwegische Norsk Bransjeforening for Onlinespill, die Österreichische Vereinigung für Wetten & Glücksspiel in Österreich und der niederländische Verband Speel Verantwoord, der erst kürzlich mehrere Fälle von „Corona-freier“ Werbung scharf kritisierte.

Die niederländische Regulierungsbehörde KSA (Kansspelautoriteit) erklärte in diesem Zusammenhang, die normalen Bußgelder bei Werbeverstößen um zusätzliche 50.000 Euro zu erhöhen, sollten sich Unternehmen die globale Pandemie in ihren Reklamen zunutze machen. Die Behörde sprach ferner von einem „absolut verwerflichen Verhalten“. Ob es zu weiteren Verstößen kommt, bleibt abzuwarten.

Behörden fordern Verantwortung

Die Intervention der EGBA ist laut eigenen Angaben eine „notwenige Maßnahme“, um die Anbieter von Online Glücksspielen und insbesondere Online Casinos auf eine „anhaltende Krise“ einzustimmen. Derartige Forderungen kommen zurzeit allerdings nicht nur vonseiten der EGBA. Erst letzte Woche rief der Vorsitzende der britischen Glücksspielkommission UKGC (UK Gambling Commission) Neil McArthur dazu auf, den Verbraucherschutz zu verstärken.

Auch in diesem Fall bezogen sich die Forderungen vor allem auf verantwortungsbewusste Marketingstrategien. In diesem Kontext wurde ein Zehn-Punkte-Aktionsplan vorgestellt, um die Spielsicherheit und soziale Verantwortung unter UK-lizenzierten Anbietern zu fördern. Auch die maltesische Glücksspielbehörde MGA (Malta Gaming Authority) erinnerte ihre Lizenznehmer daran, „mit Werbeaktionen verantwortungsbewusst umzugehen“.

Die Vorgaben der Behörden sind nachvollziehbar, denn der wachsende Onlinemarkt bietet für Anbieter zurzeit die Möglichkeit, millionenschwere Verluste im landbasierten Sektor auszugleichen. Unter anderem hatte Playtech bekanntgegeben, in den kommenden Monaten vermehrt auf den Onlinemarkt zu setzten. Vor wenigen Tagen hatte das US-Unternehmen Hard Rock sogar eine Live Casino-App präsentiert, um die Kundebindung in Zeiten der Krise zu stärken.

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