DFB fordert Anteil an Wettsteuer

In einem Brief an die Bundesländer fordert der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine Beteiligung an den Steuereinnahmen aus Sportwetten. Kritisiert wird, dass der Sportsektor trotz millionenschwerer Umsätze und der geplanten Marktliberalisierung weiterhin leer ausgehen soll. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unterstützen das Anliegen. Hat die Aktion Aussicht auf Erfolg?

Zwei Fußballspieler im Zweikampf.

Die Steuereinnahmen sollen laut DFB auch kleineren Ligen zugutekommen. ©Flooy/Pixabay

Beteiligung angemessen

„Ohne Sport keine Sportwette“, lautet das Hauptargument des DFB in Bezug auf die Forderung, zukünftig an den Steuereinnahmen aus regulierten Sportwetten beteiligt zu werden. Berichten des Fachmagazins Business Insider (Axel Springer) zufolge wurde das Anliegen jüngst per Brief an die federführende Staatskanzlei von Düsseldorf (NRW) übermittelt. Mit von der Partie ist die DFL sowie der DOSB, welche sich ebenfalls eine Beteiligung erhoffen.

Die Verbände kritisieren, dass der neue Glücksspielstaatsvertrag den Sportsektor in punkto Steuern immer noch übergeht. Dies, obwohl der Sport viel Geld und Zeit investiere, um Wettmanipulationen abzuwenden und wetttaugliche Angebote zu schaffen. Hierzu heißt es im Wortlaut:

“Mit Bedauern haben wir festgestellt, dass der Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrag nach wie vor keine Regelung vorsieht, wie der Sport angemessen an den fiskalischen Erträgen von Sportwetten beteiligt wird.”

Versprechen einzulösen

In dem Schreiben wird nun die „Einführung einer Finanzierungsgarantie aus den fiskalischen Erträgen von Sportwetten zugunsten des Sportes“ gefordert. Die Verbände sehen hierin die Einlösung eines Versprechens, bereits vor acht Jahren habe es Diskussionen darüber gegeben, ein Drittel der Steuereinnahmen aus Sportwetten in den Sportsektor zu überführen. Erklärtes Ziel sei es gewesen, die Wettsteuer dem gemeinnützigen Sport in Deutschland zugutekommen zu lassen.

Aus Sicht der Verbände ist der besagte Brief daher als Erinnerung an die Politik zu verstehen. „Im Zuge der Beratungen der Ministerpräsidentenkonferenz im Juni 2012 wurde dem Sport eine solche Beteiligung dem Grunde nach bereits zugesagt“, so das aktuelle Statement. Zwar hätten die Ministerpräsidenten der Bundesländer den damaligen Vorschlag abgelehnt, jedoch gleichzeitig versprochen, zukünftig über eine entsprechende Beteiligung zu diskutieren.

Bundesländer prüfen Forderung

Wie aus Medienberichten hervorgeht, befindet sich das Anliegen der Verbände derweil noch in der Überprüfungsphase. Etwaige Presseanfragen wurden von der Staatskanzlei NRW bislang abgelehnt. „Wir bitten um Verständnis, dass mit Blick auf die Gespräche im Länderkreis keine abschließende Stellungnahme zu einzelnen angesprochenen Aspekten abgegeben werden kann“, so die jüngste Stellungnahme einer Sprecherin.

Des Weiteren wurde jedoch bestätigt, dass der neue Glücksspielstaatsvertrag keine entsprechenden Regelungen zur Abgabe von Steuern enthält. Diese laufen in Deutschland bisher über das Rennwett- und Lotteriegesetz. Während in anderen europäischen Ländern Wettsteuern von durchschnittlich 20 Prozent auf die Bruttoeinnahmen anfallen, wird in Deutschland ein Steuersatz von 5 Prozent auf die Spieleinsätze erhoben.

Die Abgaben fallen hierdurch in der Regel bedeutend höher aus als in anderen europäischen Ländern. Obgleich sich die Buchmacher zurzeit noch in einer Grauzone bewegen, kassiert der Staat schon seit Jahren immer höhere Steuereinnahmen durch Sportwetten. Laut Aussagen des Finanzministeriums stieg die Summe zwischen 2014 und 2018 von 225 Mio. Euro auf ganze 384 Mio. Euro.

Obwohl die deutschen Sportverbände bislang nicht an den Einnahmen beteiligt werden, wurde der Ausbau der Partnerschaft zwischen dem DFB und bwin im Februar 2019 vonseiten der Politik scharf kritisiert. Unter anderem sprach das Innenministerium Baden-Württembergs von „Werbung für unerlaubte Glücksspiele“ und drohte dem DFB mit einem Verbot.

Auch im darauffolgenden Oktober gerieten mehrere Bundesligaklubs, darunter Borussia Dortmund, der 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf, aufgrund von Wettsponsoring in die Kritik. Gegen den BVB, der ebenfalls eine Partnerschaft mit bwin unterhält, wurde sogar ein Verfahren eingeleitet. Der Verein hatte die Vorwürfe folglich vehement abgewehrt.

Die Sprecherin der Staatskanzlei NRW verwies in diesem Kontext darauf, dass über die künftige Ausgestaltung der Steuersätze und die mögliche Verwendung der Einnahmen „in einem zweiten Schritt zu entscheiden“ sei. Hierbei müssten auch die Finanzministerien der einzelnen Bundesländer miteinbezogen werden. Im März sollen die Ministerpräsidenten den neuen Glücksspielstaatsvertrag bestätigen und anschließend den Landesparlamenten zur Ratifizierung vorlegen.

Kritik vonseiten des DSWV

Nicht nur die Sportverbände kritisieren den neuen Glücksspielstaatsvertrag, sondern auch der Deutsche Sportwettenverband (DSWV). Zuletzt forderte Verbandspräsident Mathias Dahms „Nachbesserungen“, vor allem das geplante Verbot von Live Wetten, der mit Abstand beliebtesten Wettform, wäre zu überdenken. Bedeutsam sei es, eine Steigerung der Attraktivität des legalen Angebots zu erzielen, um irreguläre Anbieter nicht zu bestärken.

Unterstützung erfuhr der DSWV zuletzt von Jörg Wacker, Vorstandsmitglied des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München. Der Verein unterhält bekanntlich eine Partnerschaft mit dem Wettanbieter Tipico. Diese bezeichnete er als „Win-win-Situation“. Auch Wacker warnte vor Überregulierung. Eine Bestärkung des Schwarzmarktes sei zu vermeiden, im selben Atemzug sprach er sich ebenfalls für den Erhalt von Live Wetten aus.

Abseits der landesweiten Reformen hatte der DSWV Anfang des Monats einen Umsatzrekord am deutschen Sportwettmarkt bekanntgegeben. Die Einsätze deutscher Wettkunden beliefen sich 2019 auf 9,3 Mrd. Euro, ein Anstieg um 21 Prozent gemessen am Vorjahr. Der Staat nahm laut DSWV Steuern von über 500 Mio. Euro ein.

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