Crown: Erneuter Millionenbetrug?

Nur wenige Monate ist es her, seit die ILGA (Independent Liquor & Gaming Authority) einen Lizenzentzug wegen Geldwäsche sowie eine millionenschwere Geldstrafe gegen Crown Resorts verhängte. Jetzt sorgt das Unternehmen um James Packer (53) erneut für negative Schlagzeilen im Zusammenhang mit einem potenziellen Skandal: Der mutmaßliche Millionenbetrüger Michael Gu soll im Crown Casino Melbourne mindestens 8 Millionen Dollar an Kundengeldern gewaschen und verspielt haben.

Das Crown Resorts in Melbourne, Australien.

Im November 2020 wurde Crown bereits eine Lizenz wegen Geldwäsche entzogen. ©torcasiojohn/Pixabay

Crown verspricht umfassende Untersuchung

Knapp zwei Monate nach der Millionenstrafe gegen Crown Resorts kommt es erneut zu negativen Meldungen über den australischen Glücksspielmarktführer: Im Raum steht die Frage, ob der mutmaßliche Millionenbetrüger Michael Gu eine Summe in Höhe von umgerechnet 5,1 Millionen Euro im Crown Casino Melbourne gewachsen hat. Crown hat infolge der Nachricht angekündigt, eine umfassende Untersuchung zu den Vorwürfen einzuleiten.

Konkret soll es um Gelder gehen, die von den Firmenkonten der 600-Millionen-Dollar-Unternehmensgruppe iProsperity stammen. Das von Gu gegründete Unternehmen hatte 2020 einen millionenschweren Bankrott hingelegt. Durch ein betrügerisches Schneeballsystem hatten Anleger einen Schaden von rund 325 Millionen Dollar erlitten. Gu soll riesige Summen in seinen dekadenten Lifestyle investiert haben, anstatt, wie vorgesehen, in Vermögenspläne und Bauprojekte zu investieren.

Seit knapp einem Jahr ist Gu untergetaucht. Zwischen 2014 und 2017 soll er mehrfach hohe Summen auf die Geschäftskonten von Crown überwiesen haben. Die Gesamtsumme soll sich auf mindestens 8 Millionen Dollar belaufen. Sie könnte bei Crown Resorts zwecks Geldwäsche platziert worden sein. Jetzt haben sich Ermittler dem Fall angenommen. Es geht um die Frage, ob Crown in die dubiosen Geschäfte von Gu verwickelt war.

Auf die Frage, warum Crown Resorts die Geschäfte mit Gu nicht der königlichen Kommission des Bundesstaates Victoria gemeldet hat, konnte die Casinofirma bisher keine Antwort liefern. Laut Aussagen eines Unternehmenssprechers behandle man die Angelegenheit nun mit Ernsthaftigkeit und Sorgfalt. Eine umfassende Untersuchung sei bereits angelaufen. Crown werde sicherstellen, dass die Aufsichtsbehörden, die königliche Kommission und alle anderen relevanten Behörden über die Ergebnisse auf dem Laufenden gehalten werden.

Schlinge um Crown Resorts zieht sich zu

Der potenzielle Skandal um Crown wurde erneut von den australischen Tageszeitungen The Age und The Sydney Morning Herald ins Rollen gebracht, die vergangene Woche erstmals über die Geldtransfers von Gu an Crown berichteten. Hintergrund waren Berichte von Gu’s Insolvenzverwalter, der neben den Transfers auch den E-Mail-Kontakt zwischen Gu und Crown bestätigte.

Dubios erscheint auch die Tatsache, dass sich der Hauptsitz von iProsperity in Sydney befand. Zudem unterhielt Gu’s Unternehmen große Niederlassungen in Melbourne, darunter ein Büro in der Collins Street 120, nahe des Crown Casinos Melbourne. iProsperity war darüber hinaus Mitträger eines politischen Visa-Programms, das die Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen für Offshore-Bürger beschleunigte. Beliebt war es vor allem bei wohlhabenden Chinesen.

Besonders brisant: Crown wurde in der Vergangenheit immer wieder mit chinesischen Junket Operators in Verbindung gebracht, die Kontakte zum organisierten Verbrechen in China haben sollen. Die Auswahl dieser fragwürdigen Geschäftspartner war maßgeblich für die Entscheidung des Lizenzentzugs verantwortlich. Medien berichteten sogar davon, dass das australische Konsulat in die Vorgänge verwickelt war. Die potenziellen Verbindungen mit iProsperity werfen nun ein neues Licht auf diese Vorwürfe.

Unter Junket Operators versteht man Agenturen, die schwerreiche VIP-Spieler anwerben und diese auf organisierten Glücksspielreisen betreuen. Geboten werden Auskünfte über hohe Gewinnchancen. Noch ist diese Tätigkeit in Australien prinzipiell erlaubt, es dürfen aber keine Spieler aus Ländern wie China angeworben werden, wo Glücksspiele verboten sind. Crown hatte unter anderem mit Suncity kooperiert, die Agentur stand bereits 2014 im Verdacht, mit chinesischen Verbrechersyndikaten zusammenzuarbeiten. Die Gruppierung soll die Crown Casinos in Melbourne und Perth infiltriert haben, um dort Geldwäsche in Millionenhöhe zu betreiben.

ILGA: Hartes Urteil gegen Crown Resorts

Im Rahmen einer großangelegten ILGA-Untersuchung wurden auch Beweise für Geldwäsche gefunden, was Ende Februar zum Rücktritt des CEO’s Ken Barton führte. Sowohl die Konten von Tochtergesellschaften als auch die von den Crown Resorts in Melbourne und Perth waren in die kriminellen Machenschaften verwickelt. Um wieder als geeigneter Lizenznehmer eingestuft zu werden, wird von der ILGA eine Umstrukturierung des Managements gefordert.

Die Vorwürfe gegen Crown Resorts sind schwerwiegend, es geht um unzureichende Sorgfalt bei der Auswahl der Geschäftspartner. Die ILGA unterstellte Crown in ihrem Abschlussbericht einen ungerechtfertigten Glauben an sich selbst, unternehmerische Arroganz sowie einen Mangel an gründlichen Überprüfungen. Auch Crown musste letzten Endes gravierende Sicherheitslücken einräumen.

Ausgelöst wurde der Skandal im August 2019 durch investigative Berichte der australischen Zeitungen The Sydney Morning Herald, The Age und 60 Minutes. Seitdem spitze sich die Affäre immer mehr zu und zog immer weitere Kreise. Nun scheint der Skandal auf einen weiteren Höhepunkt zuzulaufen, sofern sie die Verdächtigungen im Zusammenhang mit Gu bestätigen. Die Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.

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