Croupier in Macau entwendet Millionen Dollar in Spielchips

Ein Mitarbeiter des Wynn Macau Casino hat seinen Arbeitgeber um etwa 50 Millionen Hongkong Dollar (etwa 6 Mio. US Dollar) an Spielchips erleichtert. Mittlerweile sollen sich der Hauptverdächtige sowie weitere Beteiligte in Gewahrsam befinden.

WynnPalace Casino in Macau

Das Wynn Palace Casino in Macau wurde Opfer des Diebstahls. (©WynnPalace)

In den frühen Morgenstunden des vergangenen Dienstags hat ein als Croupier im VIP-Bereich des Wynn Macau tätiger Mann einen enormen Diebstahl begangen haben. Der Täter soll abgewartet haben, bis die letzten Gäste den Bereich verlassen hatten und dann die Tageseinnahmen seines Tisches in einer Tasche verstaut haben. Eine anwesende Kollegin habe er angewiesen, sich ruhig zu verhalten. Daraufhin habe er das Gelände unbehelligt verlassen können. Der Vorgang wurde zwar von den Überwachungskameras des Hauses aufgezeichnet, fiel zur Tatzeit aber offenbar nicht auf.

Die Polizei berief am Mittwoch eine Pressekonferenz ein und informierte über die Tat. Zum Schutz der Casinos abgestellte Beamte hätten nicht den Diebstahl nicht verhindern können, da sie ihn ebenfalls nicht bemerkten und allgemein nur auf Bitten der Betreiber tätig würden. Man sei aber auf der Suche nach dem Täter, nannte zu diesem Zeitpunkt aber weder Namen des Casinos noch möglicher Verdächtiger. Auf Nachfrage der Medien räumte später das Wynn Macau den Vorfall ein. In einigen sozialen Medien wurden daraufhin Informationen sowie Bilder des angeblichen Täters gestreut. Die Polizei verhaftete wegen der Einmischung in laufende Ermittlungen die Urheber der Postings. Der Verdächtige befand sich zu diesem Zeitpunkt weiterhin auf der Flucht.

Diese endete allerdings bereits einen Tag später. Die Ermittler hatten Hinweise, nach denen sich der Verdächtige namens Lei mit einem Verwandten treffen wollte. Am Donnerstag Abend stellten sie ihn schließlich im Beisein seines Onkels und nahmen beide fest. Diese Information wurden in einer weiteren Pressekonferenz am heutigen Freitag veröffentlicht. Der Verdächtige habe Bargeld sowie einige Spielchips bei sich gehabt. Zu den Hintergründen der Tat und zur Person wurden nur wenige Angaben gemacht. So soll der Mann seit 2009 in der Casinobranche tätig gewesen sein und habe seine Laufbahn im Sicherheitsbereich begonnen. Seit 2011 habe er als Croupier selbst Spiele geleitet. Er habe die Tat gestanden und eine bestehende Spielsucht sowie Schulden als Motiv genannt. Zum Verbleib seiner Beute wollte sich der Mann bislang nicht äußern.

Erfolg des Coups war zweifelhaft

Zwar haben die Chips einen theoretischen Wert von über 6 Millionen US-Dollar. Doch dies gilt lediglich beim Umtausch im Wynn Casino, da jede Spielbank einzigartige Steine verwendet. Der Täter selbst hätte sie dort wohl kaum einlösen können. Nach Polizeiangaben gebe es jedoch einen Schwarzmarkt für gestohlene Spielchips. Ob und zu welchem Preis der Verhaftete bereits Teile der Beute verkauft haben könnte, wurde nicht bekannt. Ebenso äußerten sich die Ermittler nicht über mögliche weitere Sicherungsmaßnahmen der Spielsteine.

Wynn Palace Chip im Wert von 25 Hongkong Dollar

Das Wynn Palace verwendet einzigartige Jetons (Bildquelle)

Denkbar wäre hier unter anderem eine elektronische Identifikationsnummer, über einen „Chip im Chip“. Große Casinos sichern ihre Jetons durch einzigartige RFIDs, die sowohl am Tisch als auch im Kassenbereich automatisch gescannt werden können. Dadurch wird eine Fälschung der Chips erschwert, da sowohl eine fehlende RFID als auch eine falsche Nummer sofort auffallen würden. Sollte das Wynn Casino diese Technologie einsetzen, hätte sie die Chance Umtauschversuche mit dem Diebesgut zu entlarven.

Dass der Croupier überhaupt Zugriff auf derartige Werte hatte, ist indes nicht ungewöhnlich. Macau gilt als „Monte Carlo des Orients“ und Glücksspielhauptstadt der Welt. Auf etwa 650.000 Einwohner kommen 38 Casinos. Am Arbeitsplatz des Täters zockten die VIPs und Highroller, die nicht selten um Millionen spielen. Überraschender ist eher die Tatsache, dass er mit der Beute problemlos verschwinden konnte. Die lokale Glücksspielaufsicht, das „Gaming Inspection and Coordination Bureau“ hat die sechs Casinobetreiber der Region angehalten, die Überwachung ihrer Anlagen zu verbessern.

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