Corona stoppt Formel 1-Wetten

Der Grand Prix von Australien (15.03.) wurde aufgrund des Coronavirus abgesagt. Parallel zum Formel 1-Auftakt in Melbourne wollte die Königsklasse des Motorsports dieses Wochenende eigentlich ihr Sportwettprogramm starten. Gemeinsam mit dem Datenschutzunternehmen Sportradar und mehreren Buchmachern wurde monatelang an einem entsprechenden Modell gearbeitet. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?

Ein McLaren-Mercedes der Formel 1.

Ein Mechaniker des Teams McLaren hat sich mit Covid-19 infiziert. ©TimCarey/Unsplash

F1-Live-Wetten geplant

Wegen der weltweiten Corona-Pandemie ist der Saisonauftakt der Formel 1 auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Betroffen ist der Grand Prix von Australien auf dem Albert Park Circuit in Melbourne. Laut Berichten von BBC und NTV wurde im Vorfeld ein erster Fall von Covid-19 bei McLaren gemeldet, das Team hatte unmittelbar seinen Rückzug bekanntgegeben.

Von der Entscheidung betroffen ist auch das Sportwettgeschäft. Erst vor wenigen Tagen hatte die Formel 1 bekannt gegeben, zum Auftakt mit Rennwetten an den Start zu gehen. Als exklusiver Anbieter von Formel-1-Daten soll das Schweizer Datenschutzunternehmen Sportradar fungieren. Die Organisatoren hatten erklärt, für jedes Rennen dieser Saison neue Live-Quotenmodelle auf mehr als 20 Märkten erstellen zu wollen.

Bereits zum Auftakt hofften die Betreiber darauf, Live-Rennwetten bei den Trainings und Qualifyings einzuführen. David Lampitt, der Geschäftsführer von Sportradar, sprach von „einzigartigen kommerziellen Chancen“. Die Einführung der Wetten sei ein Ausgangspunkt, um neue Möglichkeiten zu erschließen und das Interesse und Engagement der Sportfans und Wettkunden weltweit zu steigern.

Auch Adam Crothers, digitaler Leiter bei der Formel 1, hatte angekündigt, dass mit der Rennsaison auch ein „aufregendes“ Wettprogramm starten wird. Man wolle Fans eine Plattform bieten, „die bisher nicht möglich war“. Mit der Aussetzung des Rennens, fallen nun jedoch auch die Wetten in Wasser. Es wird davon ausgegangen, dass der Grand Prix von Bahrain am 22. März, wenn überhaupt, ohne Zuschauer stattfinden wird.

Wettanbieter in der Formel 1

Wegen der Pandemie musste die Formel 1 bereits das Rennen in China 19. April verschieben. Die Ausfälle sind besonders enttäuschend, da sich die Formel 1 zum ersten Mal seit über 40 Jahren überhaupt wieder im Sportwettgeschäft betätigt. Unter dem früheren Geschäftsführer Bernie Ecclestone waren Partnerschaften mit Wettunternehmen verboten. Der 2017 fristlos entlassene Ex-CEO setzte bekanntlich auf Tabaksponsoren.

Von letzteren hat sich die Rennserie seit 2010 komplett verabschiedet und sich stattdessen Buchmachern zugewendet. Den Auftakt gab ein Abkommen im September 2018. Der US-amerikanische Formel 1-Eigentümer Liberty Media beschloss einen Sportwett-Deal über 100 Mio. USD mit der börsennotierten Londoner Marketingagentur ISG (Interregional Sports Group). Diese ist (u. a.) auf die Vermarktung führender Sportwettanbieter spezialisiert.

Mit Blick auf die vorherige Lage kann das Abkommen mit ISG als „historisch“ betrachtet werden, die Formel 1-Organisatoren sprachen von einer neuen Ära im Motorsport. In diesem Sinne hatte der Rennstall Racing Point Force India bereits im darauffolgenden Februar einen Sponsoringvertrag mit SportPesa unter Dach und Fach gebracht. Das Team wurde folglich in SportPesa Racing Point F1 Team umbenannt.

Erst Anfang Januar hatte die Formel 1 außerdem den Online Buchmacher 188Bet als neuen exklusiven Asienpartner der Rennserie präsentiert. Der Vertrag wurde über einen Zeitraum von fünf Saisons angesetzt und über ISG abgewickelt. 188Bet soll vor allem im TV präsent sein, daher sollte die Marke mit „ausgeklügelten virtuellen Reklamen“ an der Rennstrecke beworben werden. Des Weiteren wurde eine F1-Sportwett-App eröffnet.

Wettlogos auf Rennwagen

Die Wiedereinführung von Wettpartnerschaften sorgt auch dafür, dass die Logos von Wettanbietern wieder auf den Fahrzeugen prangen dürfen. Im Vorfeld der Saison wurde bereits eine Reihe neuer Formel 1 Boliden vorgestellt. Am Beispiel des Modell RP19 von Racing Point lässt sich der optische Wandel nachvollziehen.

Der ursprünglich pinken Färbung des Wagens wurde das typische Blau des neuen Titelpartners SportPesa hinzugefügt. Um die verschiedenen Sponsorenmarken zu vereinheitlichen, wurde die Karosserie zudem mit einem neuen Point-Logo in Pink, Blau und Magenta überzogen. Ein markantes SportPesa-Branding wurden darüber hinaus auf der Motorabdeckung sowie auf den vorderen und hinteren Kotflügeln implementiert.

Covid-19-Folgen nicht absehbar

Obwohl bereits neun Personen aus dem Umfeld der Formel 1 auf den Lungenerreger Covid-19 getestet werden mussten, wollte die Rennserie den Grand Prix von Australien bis vor kurzem noch austragen. Grund war die Angst vor millionenschweren Verlusten. Auf der anderen Seite sorgte das Vorhaben jedoch für allerhand Furore.

Für Fans und Fahrer war es nur schwer nachvollziehbar, dass die Formel 1 und der Verband Fia die Saison trotz der globalen Gesundheitskrise einläuten wollten. Unter anderem meldete sich der sechsfache Weltmeister Lews Hamilton zu Wort und bekundete seine Skepsis gegenüber den Plänen. Der 35-jährige Brite erklärte unmissverständlich:

“Ich bin wirklich sehr, sehr überrascht, dass wir hier sind. Ich finde es toll, dass wir Rennen veranstalten, aber für mich ist es schockierend, dass wir alle in diesem Raum sitzen.”

Auch der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel erklärte eine Absage des Rennauftakts für verständlich. Die Formel-1-Fahrer seien „reif genug“, es sei jedoch „sehr schwer einzuordnen, wie akut die Gefahr ist und was noch alles passiert“. Letzten Endes bleibt die Situation ungewiss. Ob und wann die Formel 1 den Auftakt gibt, ist derzeitig kaum absehbar.

Klar ist, dass derzeitig auch die Glücksspielwelt durch das Coronavirus lahmgelegt wird. Neben den Wettanbietern leiden auch die landbasierten Casinosektoren, zum Beispiel in Italien. Außerdem sind Macau und Las Vegas von der Pandemie betroffen. Die weiteren Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.

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