Cejuego übt Kritik an Regierung

Der spanische Glücksspielverband Cejuego (Consejo Empresarial del Juego) hat die Regierung des Landes scharf für ihre Entscheidung kritisiert, die Wiedereröffnung der landbasierten Spielstätten bis zur dritten Phase der Corona-Lockerungen aufzuschieben. Wie steht es um die Zukunft der spanischen Glücksspiels?

Die spanische Großstadt Barcelona.

Die Metropole Barcelona plant seit längerem eine drastische Spielhallen-Reduktion. ©Tiburi/Pixabay

DGOJ erteilt Warnung an Betreiber

Der Glücksspielverband Cejuego hat sich bei der spanischen Regierung über die nach wie vor geltende Schließungsverordnung für Glücksspieleinrichtungen beschwert. Die Etablissements werden erst in der dritten Phase der Wiedereröffnungen berücksichtigt. Alle Spielstätten Spaniens sind bereits seit dem 14. März im Rahmen des Corona-Lockdowns geschlossen. Da sich die Covid-19-Situation in Spanien inzwischen verbessert, hat die Regierung einige Beschränkungen gelockert.

Geplant ist ein schrittweiser Ausstieg aus dem Lockdown, wobei bestimmte Einrichtungen nur in ausgewählten Regionen öffnen dürfen. Die jüngste Aktualisierung sieht Spielstätten erst in der letzten Phase des Prozesses vor. Die spanische Glücksspielaufsichtsbehörde DGOJ (Dirección General de Ordenación de Juego) gab deshalb letzte Woche eine Warnung an die Betreiber heraus, nicht wieder zu eröffnen, bevor die Regierung ihnen die Erlaubnis erteilt.

Zum 01. Juni wurden nur die Kanarischen Inseln El Hierro, La Gomera und La Graciosa sowie die Balearen-Insel Formentera in Phase Drei eingestuft, was bedeutet, dass Glücksspieleinrichtungen in diesen Regionen nun wieder eröffnet werden können.

Sektor fühlt sich benachteiligt

Cejuego hat die Entscheidung, die Wiedereröffnung von Glücksspieleinrichtungen bis zum letzten Stadium zu verzögern, scharf kritisiert. Die Betriebe würden denen von Bars und Einzelhandelsgeschäften ähneln, denen die Wiedereröffnung bereits gestattet wurde. „Die Lockerungen werden in diskriminierender Weise durchgeführt, als Sektor fühlen wir uns benachteiligt“, erklärte Cejuego-Chef Alejandro Landaluce.

Darüber hinaus kritisierte Cejuego einige Schutzmaßnahmen, an die sich die Spielstätten nach der Wiedereröffnung halten müssen. Das Gesundheitsministerium erklärte, dass Spielhallen ihre Kapazitäten nur zu 50 Prozent ausschöpfen dürfen. Zudem dürfen sich nicht mehr als 50 Personen, einschließlich Personal, im Innenraum aufhalten. Der Verband erklärte die Anforderungen für unhaltbar. Gegenüber spanischen Medien hieß es:

“Wir verstehen nicht, dass eine Beschränkung auf 50 Personen für die Spielstätten gilt, unabhängig von der Kapazität des Raumes. Es handelt sich um eine Maßnahme, die sich nicht an gesundheitlichen Gründen orientiert und die bei anderen, dem Glücksspiel ähnlichen Aktivitäten, nicht angewandt wird.”

Maßnahmen mit Eröffnung unvereinbar?

Landaluce erklärte außerdem, dass es schwierig wäre, die Beschäftigung zu drosseln und Teile des Personals zu entfernen. In Spanien sind über 47.000 Menschen im Glücksspieleinzelhandel beschäftigt, weitere 174.500 Arbeitsplätze sind indirekt mit dem Markt verbunden. Obendrein würden Einrichtungen wie Bingohallen und Casinos eine große Anzahl von Personal erfordern. Die Maßnahmen seien daher in vielen Fällen mit der Eröffnung „unvereinbar“.

Für viele Mitarbeiter würden die Maßnahmen weitere Beurlaubungen bedeuten, was laut Landaluce schwierig zu erklären sei, da die Mitarbeiter sehen, wie andere Sektoren mit ähnlichen Merkmalen wieder hochfahren dürfen. Die Ungewissheit nehme täglich zu. Man erwarte eine faire Ankündigung, die es erlaubt, die Veranstaltungsorte und die Beschäftigten auf die Eröffnung vorzubereiten. Eine Statement vonseiten der Regierung steht bislang noch aus.

Spaniens Spielhallen unter Druck

Die Corona-bedingte Schließungsverordnung trifft die landbasierten spanischen Glücksspielunternehmen in einer ohnehin schwierigen Phase, denn das Land will die Ausbreitung von Spielhallen eindämmen. Vorreiter war die Katalonien-Hauptstadt Barcelona, die Ende Oktober 2019 eine drastische Spielhallen-Reduktion ankündigte. Der Stadtrat hatte eine entsprechende Gesetzesnovelle verabschiedet. Der Schritt sollte dazu dienen, die „Regierung wachzurütteln“.

Dem Gesetzentwurf geht eine Razzia der spanischen Nationalpolizei voraus, die Anfang Oktober unter dem Namen „Operation Arcade“ Schlagzeilen machte. 1.881 von über 3.000 spanischen Spielhallen und Wettbüros wurden überprüft. Die Polizei registrierte dabei 28 minderjährige Spieler und 184 Erwachsene, die sich nicht ausweisen konnten. Insgesamt kam es bei der Aktion zu vier Festnahmen.

Letzten Oktober geriet auch Mallorca in den Fokus. Dort wurde ein Inspektorenteam etabliert, das seitdem die Spielhallen der Balearen-Hochburg überwacht. Kontrolliert wird zum Beispiel, ob die Eingangskontrollen eingehalten werden. Behörden kritisierten, dass immer mehr Spielhallen auf Mallorca entstehen. Die Hauptstadt Palma gehört inzwischen zu den Städten mit der höchsten Dichte an Spielhallen in ganz Spanien.

Verschärfung des Glücksspielgesetzes

Die spanische Koalitionsregierung PSOE-Podemos arbeitete schon vor der Corona-Krise an einer erheblichen Verschärfung des Glücksspielgesetzes. In regelmäßigen Abständen wurden zuletzt sowohl im landbasierten Sektor als auch im Online Glücksspiel neue Regularien erlassen. Was die Beschränkungen von Spielhallen angeht, hatte sich zuletzt sogar der Polizeichef Javier Molinera eingeschaltet und sich gegen eine Überregulierung ausgesprochen.

Gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE stellte Molinera die Sicherheit am spanischen Markt heraus und warnte vor zu strengen Einschränkungen. Der Polizeichef erklärte, dass insgesamt 13 Agenten, drei Spezialeinheiten und 85 weitere Mitarbeiter in sämtlichen Regionen Spaniens für Sicherheit sorgen. „Wir arbeiten so, dass der Spieler verantwortungsvoll spielt und Zugang zu einer sicheren Freizeitaktivität hat“, lautete das Kredo des Polizisten.

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