CCC startet Bürgerinitiative für Poker

Der Inhaber der Concord Card Casinos (CCC), Peter Zanoni, hat eine parlamentarische Bürgerinitiative für freies Pokerspielen in Österreich gestartet. Ziel der Initiative ist die Sicherung des Fortbestehens seiner Casinokette. Seit Ende Januar stehen die Betriebe still. Die Zukunft von 600 Mitarbeitern ist ungewiss. Welche Entwicklungen sind zu erwarten?

Ein Pokerspieler legt zwei Könige.

Die CC-Casinos gelten als international anerkannter Austragungsort für große Pokerturniere. ©MichaelParzuchowski/Unsplash

„Freies Pokerspiel in Österreich“

„Das bisher frei gewerbliche Pokerspiel soll durch Monopolisierung vom Markt verschwinden“, so der Vorwurf, den Peter Zanoni derzeitig in einer parlamentarischen Bürgerinitiative auf den Weg bringt. Ausschlaggebend für die Aktion ist die kürzlich erfolgte Schließung von insgesamt 12 Concord Card Casinos sowie dem Montesino in Wien. Es geht um nicht weniger als die unternehmerische Existenz des österreichischen „Pokerkönigs“, dem landesweit insgesamt 600 Mitarbeiter unterstehen.

Die Beschäftigten will Zanoni nicht kampflos aufgeben. Auf einer letztwöchigen Betriebsversammlung bekundete er, Reserven auflösen zu wollen, um die Februargehälter zu bezahlen. Laut Zanoni sei der „innere Zusammenhalt der gesamten Mannschaft“ erkennbar gewesen. Per Bürgerinitiative wolle man nun zeigen „was in Österreich alles unter dem Deckmantel des Spielerschutzes und der Kriminalitätsbekämpfung passiert“.

Außerdem wolle man überprüfen, wo die insgesamt 35.000 CCC-Kunden zukünftig spielen. Laut Zanoni dränge die neue Gesetzgebung die Spieler „unausweichlich in illegale Bereiche“ oder in Nachbarländer. „Heimisches Gut, Spielerschutz, Arbeitsplätze – ein ordentliches Gewerbe, alle diese Dinge werden geopfert“, so das deutliche Kredo auf einer eigens eingerichteten Webseite, welche unter dem Motto „Freies Pokerspiel in Österreich“ etabliert wurde.

Lizenzverlust und Steuerschulden

Das vorläufige Ende der österreichischen Pokercasinos war absehbar. Zum 31. Dezember 2019 liefen Zanonis Pokerlizenzen endgültig aus. Laut einer Glücksspiel-Novelle von 2010 unterliegt Poker seit Januar dem Glücksspielmonopol des Landes – gespielt werden darf nur noch in den teilstaatlichen Casinos Austria.

Zwischen 2010 und 2020 wurde Zanoni eine Übergangsfrist eingeräumt, diese hatte der Firmenchef von Beginn an scharf kritisiert. Laut eigenen Angaben habe er in dieser Zeit das fünffache an Steuern zahlen müssen. „Das ist keine Übergangsfrist, das ist eine Hinrichtung“, so das Statement. Die Abgabe sei demnach nicht an den Einnahmen seines Unternehmens, sondern an den Einsätzen der Spieler bemessen worden.

Zanoni argumentierte, dass er hierauf „keinen Einfluss“ habe. Es handle sich daher um eine „hinterhältige Gesetzgebung“, die lediglich der „Bevorzugung von Casinos Austria“ diene. Die Folge der neuen Rechtslage war die Insolvenz der landesweit größten Poker-Casinokette im Juni 2019.

Weichen CCC-Kunden aus?

Dass die Pokerspieler auf die Casinos Austria ausweichen, sieht Zanoni „nach jetzigen Beobachtungen“ nicht. Grund seien die hohen Split-Limits. Während diese bei CCC lediglich zwischen 50 Cent und 1 Euro liegen, was einen Stundenverlust von 50 bis 60 Euro ausmache, hätten ungeübte Spieler bei Casinos Austria mit Stundenverlusten zwischen 2.000 und 2.500 Euro zu rechnen. „Das kann sich nicht jeder leisten“, so Zanoni. Die Kunden würden in die Slowakei und nach Tschechien fahren oder bei privaten Online Anbietern spielen.

Zanonis Casinos gelten als europaweit bekannte Pokerzentren. Hier wurden regelmäßig zwei der größten Pokerturnierserien überhaupt ausgetragen, die European Poker Tour (EPT) und die World Poker Tour (WPT). Der Wirtschaftsstandort Österreich habe hierdurch laut Petition „Tourismuseinnahmen von tausenden Nächtigungen jährlich“ verzeichnet.

Außerdem sind vor allem die Wiener Standorte für ihre Pokerturniere mit Prominenten bekannt. In der Vergangenheit spielten hier unter anderem Boris Becker, Pamela Anderson, EAV-Frontmann Klaus Eberhartinger oder der kanadische Pokerstar Daniel Negreanu. Ein Dealer des CCC-Wien wurde zudem für den James Bond-Film Casino Royale engagiert.

Zanoni ein Opfer des Staates?

Trotz seiner erfolgreichen Casinos hat Zanoni inzwischen Steuerschulden in Höhe von 600 Mio. Euro. Diesbezüglich befindet sich der Geschäftsmann schon seit Jahren im Clinch mit den Behörden. Zuletzt hatte er jedoch alle Verfahren am österreichischen Verwaltungsgerichtshof (VwGH) verloren. Das Urteil einer Verhandlung, in welcher Zanoni versucht Poker als Geschicklichkeitsspiel geltend zu machen, steht noch aus. „Darüber wird im Februar entschieden, deshalb kämpfen wir weiter“, so der Unternehmer.

Aufgrund seiner millionenschweren Schulden kam es seit Januar zu mehreren Razzien der Finanzpolizei. Die Etablissements wurden daher „freiwillig geschlossen“, außerdem wurde ein 100.000 Euro-Turnier abgesagt. Das Vorgehen der Beamte sei laut Zanoni völlig unrechtmäßig. „Sie haben das Licht aufgedreht und alle Schlösser aufgebohrt und ausgetauscht“, empörte er sich.

In diesem Sinne wolle man künftig alles dafür tun, um wieder einen „ungestörten Betrieb“ zu ermöglichen und um zu vermeiden, „dass Gäste und Mitarbeiter dem unqualifizierten Druck der, ihre Kompetenzen weit überschreitenden Finanzpolizei weiterhin ausgesetzt sind“. Obendrein sprach Zanoni von „exzessiven Behördenmaßnahmen“, ganze Spieltische sollen konfisziert worden sein.

Die Untersuchungen der Polizei gestalten sich scheinbar noch offensiver, seit Zanoni Mitte Dezember in die Ibiza-Affäre verwickelt wurde. Ihm wird vorgeworfen mit Ex-Vizekanzler Strache Absprachen in Bezug auf die künftigen Glücksspielgesetze des Landes getroffen zu haben. Möglicherweise flossen illegale Parteispenden. Konkrete Ergebnisse stehen hierzu noch aus. Die Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.

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