Casinos Austria: Chefin tritt ab

Die Geschäftsführerin der österreichischen Casinos Austria (CASAG), Bettina Glatz-Kremsner, wird ihren im April 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Sollte sich schneller als erwartet ein Nachfolger finden lassen, würde die 58-jährige Ex-Politikerin auch früher zurücktreten. Der Rücktritt sei eine freiwillige Entscheidung. Zuletzt stand Chefin wegen eines Personalabbaus in der Kritik. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?

Ein Geschäftsmann richtet seine Krawatte.

Wer tritt die Nachfolge von Geschäftsführerin Bettina Glatz-Kremsner an? ©Free-Photos/Pixabay

Shareholder mit Glatz-Kremsner zufrieden

Bettina Glatz-Kremsner (58) will ihren Vertrag als Chefin der teilstaatlichen Casinos Austria nicht verlängern. Der Vertrag läuft im April 2022 aus – für die Unternehmensspitze stehe sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zur Verfügung. Eine offizielle Bestätigung liegt noch nicht vor, doch laut Kurier soll die Entscheidung bereits bei einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag (30.03.) verkündet worden sein.

Laut Berichten von Standard soll Glatz-Kremsner dazu bereit sein, ihren Posten auch vorzeitig zu verlassen, sollte sich ein Nachfolger vor Ablauf ihrer Vertragslaufzeit finden lassen. Warum sie zurücktreten will, ist bislang nicht bekannt, allerdings trete die Chefin aus freien Stücken zurück. Im Zuge des umstrittenen ReFIT-Plans, der mit einem Stellenabbau einherging, stand die frühere Politikerin zuletzt in der Kritik.

Dazu kommt, dass die Vorgänge bei Casinos Austria momentan im sogenannten Ibiza-U-Ausschuss untersucht werden. Dort geht es vor allem um die Frage, ob die Geschäftsführerin möglicherweise an der fragwürdigen Berufung von Peter Sidlo in den Finanzvorstand beteiligt war. Bei einer Anhörung im September 2020 bekundete Glatz-Kremsner in keiner Weise daran beteiligt gewesen zu sein.

Der Mehrheitseigentümer von Casinos Austria – die tschechische Sazka Group, die über 53 Prozent an dem teilstaatlichen Glücksspielmonopol hält – bekundete dennoch mit Glatz-Kremsner Arbeitsweise hochzufrieden zu sein. Dasselbe gilt für die österreichische Holdinggesellschaft ÖBAG, der über 33 Prozent der Anteile an Casinos Austria gehören.

In der Glücksspielbranche gilt Glatz-Kremsner als erfahrene Managerin, die ihre Laufbahn 1990 als Operationsmanagerin bei den Österreichischen Lotterien startete. Von 1991 bis 1997 war sie Chefin der damaligen ungarischen Tochtergesellschaft Lotto Union. 1998 avancierte sie zur Assistentin des Vorstandes der CASAG, bis sie 2010 selbst Vorstandsmitglied und 2019 Generaldirektorin wurde. 2017 wurde sie außerdem zur Bundesparteiobmann-Stellvertreterin der Österreichischen Volkspartei gewählt. Neben Sebastian Kurz, Gernot Blümel, Elisabeth Köstinger und Stefan Steiner gehörte sie der Steuerungsgruppe der ÖVP nach der Nationalratswahl 2017 an.

Ist Glücksspielreform der Hintergrund?

Österreich befindet sich inmitten einer Glücksspielreform, die unter anderem mit der Etablierung einer neuen Glücksspielbehörde einhergeht. Das Hauptziel der Neuausrichtung ist dabei die Entflechtung von Glücksspiel und Politik, denn bisher lag die Aufsicht allein beim Finanzministerium. Aufgrund von Glatz-Kremsners politischer Vergangenheit kann durchaus darüber spekuliert werden, ob die Reform der Hintergrund ihres Rücktritts ist.

Vizekanzler Werner Kogler sprach indessen von einer Jahrhundertreform. Die komplette Sektion Glücksspiel werde ausgelagert und auf eine neue unabhängige Behörde übertragen. Diese müsse, so Kogler, nur noch eingerichtet werden. Klar ist bisher: Ein richterlicher Konzessionssenat soll für das Lizenzverfahren zuständig sein. Darüber hinaus sollen in Zukunft strengere Transparenz- und Compliance-Regeln zur Anwendung kommen.

Kritik regte sich diesbezüglich vonseiten der NEOS und FPÖ. Laut FPÖ-Obmann Norbert Hofer müsste auch das oftmals kritisierte Glücksspielmonopol der CASAG von der Bildfläche verschwinden. Die neue Behörde ließe sich anderenfalls kaum rechtfertigen. Bislang sei das Procedere nur ein unbedachter Schnellschuss, der Finanzminister Blümel und Bundeskanzler Kurz aus dem Visier des Ibiza-U-Auschusses befördern solle.

Ohnehin ist es schon mehrfach zu Kritik an Österreichs Glücksspielregeln gekommen. Im Oktober 2020 gelangten Forscher der Universitäten Osnabrück und Passau zu dem Schluss, dass das Glücksspielgesetz des Landes gegen das EU-Recht verstößt. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung vom nationalen Glücksspielverband OVWG (Österreichische Vereinigung für Wetten und Glücksspiel). Der Verband kritisiert seit Jahren, dass EU-lizenzierte Anbieter von Online Glücksspielen in Österreich diskriminiert würden, um das staatliche Monopol der Casinos Austria zu schützen.

Reform: CASAG drohen Verbote

Die österreichische Regierung hat der Ankündigung einer neuen Glücksspielbehörde weitere, teils drastische Regulierungspläne folgen lassen. Diese könnten insbesondere für CASAG erhebliche Nachteile bergen. Mehrere Spielhallen des Unternehmens sollen die Pforten dicht machen, hieß es vonseiten des Ministerrats. Darüber hinaus droht ein komplettes Verbot von Spielautomaten des Typs VLT (Video Lottery Terminal).

Diese Art von Spielautomaten kommt vor allem bei der CASAG-Tochter Österreichische Lotterien zum Einsatz, die Firma hat zurzeit 862 VLT’s in 21 Spielstätten in Betrieb. Dies allerdings vorwiegend in Bundesländern, in denen das sogenannte Kleine Glücksspiel verboten ist. Laut Geschäftsführerin Glatz-Kremsner beliefe sich der Wert der Automaten auf satte 45 Millionen Euro.

Warum sich das geplante Verbot ausgerechnet auf die VLT’s bezieht, ist Glatz-Kremsner jedoch schleierhaft. Es sei für CASAG betrüblich, nicht in die Prozesse der Politik involviert zu sein – vor allem, weil sie bis 2019 Vizechefin der ÖVP war. Die Änderungen an der Gesetzgebung würden enorme Einbußen mit sich bringen, so die Ex-Politikerin und baldige Ex-CASAG-Chefin.

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