Buenos Aires plant Lizenzvergabe

Die Glücksspielbehörde von Buenos Aires, LOTBA (Loteria de la Ciudad), hat ein offizielles Regelwerk zur Vergabe von Online Glücksspiel-Lizenzen präsentiert. Die Behörde geht davon aus, dass das Lizenzverfahren bereits im vierten Quartal des Jahres abgeschlossen sein wird. Vorerst ist das System auf die argentinische Hauptstadtprovinz begrenzt. Wie sieht die Novelle im Detail aus?

Der Regierungssitz von Buenos Aires, Argentinien.

Am Regierungssitz hofft man, dass reguliertes Glücksspiel die Wirtschaft ankurbelt. ©SanderCrombach/Unsplash

Gebühren und Steuern

Schon im April 2019 hatte die argentinische Hauptstadtprovinz Buenos Aires eine Online Gesetzesnovelle erlassen. Nach einem Regierungswechsel im August lagen die Pläne zunächst auf Eis, nehmen nun jedoch wieder konkrete Formen an. Jüngst hat die Glücksspielbehörde von Buenos Aires, LOTBA, einen modifizierten Korpus an Richtlinien zur Lizenzierung internationaler Online Glücksspielanbieter vorgelegt. Das Regelwerk umfasst sämtliche Formen des Online Glücksspiels.

In den Startlöchern stehen damit Online Casinos, Sportwetten, Bingo und Poker. Zu Beginn des Lizenzverfahrens müssen alle Anbieter eine Gebühr in Höhe von 30.000 US-Dollar bezahlen. Zudem müssen 2 Mio. US-Dollar als Rücklage bei einer nationalen Bank hinterlegt werden. Im Falle der Genehmigung beläuft sich die jährliche Lizenzgebühr auf 100.000 US-Dollar.

Auf die Nettoeinnahmen fallen laut Medienberichten 10 Prozent Steuern an. Darüber hinaus müssen alle Bewerber den Nachweis erbringen, seit mindestens zwei Jahren erfolgreich in der Glücksspielbranche aktiv zu sein. In diesem Kontext sind die Anbieter dazu verpflichtet ihre Marketingkonzepte offenzulegen. Außerdem müssen Maßnahmen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung vorgestellt werden.

Im Gegensatz zum Nachbarland Brasilien, wo momentan das nationale Sportwettgesetz überarbeitet wird und nur 30 Lizenzen vergeben werden, sieht die Novelle von Buenos Aires keine Limitierung vor. Wer sich bewirbt und die nötigen Anforderungen erfüllt, soll auch eine Lizenz erhalten. Diese gilt für fünf Jahre. Sollte sich das Konzept als Erfolgsmodell beweisen, wird eine Ausweitung auf ganz Argentinien angestrebt.

Strenge Werberegeln gelten weiter

Auch wenn die Gebühren und Steuern vergleichsweise niedrig ausfallen, müssen die Lizenznehmer weiterhin mit strengen Werberegularien rechnen. LOTBA soll in diesem Kontext überwachen, ob alle Praktiken vorschriftsgemäß umgesetzt werden. Dies bedeutet, dass sämtliche Anzeigen zum Beispiel kenntlich machen müssen, dass sich die Angebote nicht an Minderjähriger richten. Ein entsprechender Warnhinweis mit der Altersbeschränkung „Ab 18“ ist Pflichtvorgabe.

An dieser Stelle plant die Regierung ohnehin nur die Betreiber zu lizenzieren, die nachweislich über eine verantwortungsvolle Werbestrategie verfügen. Alle Lizenznehmer müssen darüber hinaus die Implementierung eines modernen Selbstausschlusssystems für ihre Spieler vorweisen. Dazu kommen Systeme zur Datensicherung und Archivierung formeller Beschwerden. Bei Missachtung drohen hohe Bußgelder. Im schlimmsten Fall erfolgt der Lizenzentzug.

Renommierte Bewerber erwartet

Die Ankündigung von Lizenzvergaben in der knapp 3 Mio. Einwohner zählenden Metropole Buenos Aires stieß bereits im letzten Jahr auf große Befürwortung vonseiten der internationalen Glücksspielindustrie. Unter andrem hatten Betsson, 888 und Sisal ihr Interesse bekundet. Dies, obwohl die damaligen Vorgaben noch strenger und vor allem kostspieliger waren.

Die ursprüngliche Novelle, vorangetrieben durch die ehemalige Gouverneurin von Buenos Aires, María Eugenia Vidal, umfasste insgesamt 20 Kriterien bei einer Vergabe von lediglich sieben Lizenzen. Dabei wurde ein Steuersatz von 25 Prozent vorgesehen. Außerdem beliefen sich die Lizenzgebühren auf rund 1,5 Mio. US-Dollar. Dazu wurde die Finanzierung eines Sozialfonds unter dem Titel „FIDES – Social Development & Integration Fund“ geplant.

Aufgrund der vereinfachten Bedingungen wird jetzt ein weiterer Ansturm auf den argentinischen Sektor erwartet. Die Behörden gehen derweil von 17 Bewerbern aus. Genannt wurden bereits Marken wie Betway, Codere, 888, Playtech, The Stars Group, Paddy Power Betfair, Boldt, Bingo Pilar, Pasteko, Intralot, William Hill und Bet365.

Die Angaben sind bislang noch nicht offiziell. Mit Blick auf das hohe Interesse verwies LOTBA allerdings darauf, dass nur Betreiber lizenziert werden, die bisher noch nie illegal am argentinischen Markt tätig waren. Zudem dürfen die Anbieter bisher kein Eigentümer eines landbasierten Wettbüros oder einer Spielhalle sein. Obendrein erklärte die Behörde, dass in Zukunft mit weiteren Regularien in Bezug auf Glücksspielwerbung zu rechnen sei.

Um sich erhöhte Chancen in Argentinien zu sichern, waren die Anbieter Bet365 schon 2019 Partnerschaften mit landbasierten Glücksspielanbietern eingegangen. Bet365 legte einen Deal mit dem Bingo-Betreiber Pasteko vor, während William Hill ein Abkommen mit ArgenBingo unter Dach und Fach brachte.

Wachstum durch Glücksspiel?

Neben Argentinien planen zurzeit auch Brasilien und Uruguay einen regulierten Online Glücksspielmarkt zu eröffnen. Ein Hauptgrund dafür ist nicht zuletzt die im Mai 2018 erfolgte Aufhebung des US-Sportwettverbots. Der US-Markt boomt und generiert zurzeit Milliardenumsätze, während das Land Argentinien mit Inflation und Armut zu kämpfen hat.

Die Arbeitslosenquote ist laut Deutschlandfunk die höchste seit 2006. Der Kurs für einen Dollar ist seit 2015 von 9 auf rund 63 Pesos angestiegen. Der neue Präsident Alberto Fernándezn hatte im Dezember angekündigt, das Land aus der Misere zu führen. Dass ein regulierter Online Glücksspielmarkt dazu beitragen wird, ist wahrscheinlich. Die Entwicklungen bleiben jedoch abzuwarten.

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