Buchmacher MoPlay insolvent

Der Online Buchmacher MoPlay ist insolvent. Alle Auszahlungen an britische Kunden wurden seit 22. Februar gestoppt. Erst vergangene Woche hatte man der Addison Global-Tochter die Lizenzen in Großbritannien und auf Gibraltar entzogen. Wie ist es um die Zukunft des Wettanbieters und die Kundengelder bestellt?

Das Old Trefford-Stadion von Manchester United.

Manchester United hatte MoPlay schon im September wegen Zahlungsrückständen verklagt. ©MulaMiszczu/Pixabay

UK-Webseite bereits offline

„Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten können wir keine Abbuchungen mehr vornehmen“, lautete die letzte Statusmeldung auf der MoPlay-Webseite. Mittlerweile wurde die britische Homepage des zahlungsunfähigen Betreibers komplett abgeschaltet. Das zu Addison Global Ltd. gehörende Wettunternehmen verwies an dieser Stelle auf Absatz 9 der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Der Paragraf bezieht sich auf den Verbleib von Kundengeldern im Insolvenzfall. Im Wortlaut heißt es dort:

“Die Gelder, die wir von unseren Zahlungsabwicklern erhalten, werden getrennt von den Firmengeldern in einer Mischung aus Bankkonten und Reservegeldern aufbewahrt. Sollte es jedoch jemals eine Situation geben, in der wir zahlungsunfähig werden, werden die Gelder nicht als getrennt von den anderen Vermögenswerten betrachtet und Sie erhalten möglicherweise nicht alle Gelder zurück.”

Der Paragraf ist auf die Richtlinien der britischen Glücksspielkommission (UK Gambling Commission, UKGC) zurückzuführen. Es wird von Betreibern verlangt, dass sie ihre Kunden über das sogenannte Schutzniveau informieren. Die UKGC unterscheidet hierbei drei verschiedene Stufen.

Das sicherste Niveau wird als hoch eingestuft. Dieses Schutzniveau bieten zum Beispiel UK-lizenzierte Buchmacher wie Betfair und BetVictor. Diese halten die Kundengelder auf einem Konto, welches rechtlich vom Rest des Unternehmens getrennt ist. MoPlay verfügt dagegen nur über ein geringfügiges Schutzniveau, da die Gelder im Falle der Insolvenz immer noch als „Teil des Unternehmens“ betrachtet werden.

In diesem Kontext erklärte die UKGC, dass man mit einer genaueren Überprüfung des Unternehmens begonnen habe. „Wir bleiben in Kontakt mit Addison Global Ltd. und erwarten klare und aktualisierte Nachrichten für die Verbraucher bezüglich ihrer Konten“, so das aktuelle Kredo.

Entwicklung in Deutschland unklar

Was die deutsche Webseite des Anbieters betrifft, so ist diese mittlerweile nur noch eingeschränkt nutzbar. Das Unternehmen gibt hier den Hinweis, dass derzeitig „nur Auszahlungen“ bearbeitet werden, sämtliche anderen Funktionen wurden deaktiviert. Ob die Kundengelder hierzulande tatsächlich noch ausgezahlt werden, bleibt vorerst abzuwarten.

In Deutschland hatte Moplay eigentlich eine Expansion geplant. Erst im Januar wurde das Unternehmen neuer Sportwettpartner des Hertha BSC. Das mehrjährige Abkommen hatte das Ziel, MoPlays Engagement in der britischen Premier League auf die deutsche Bundesliga zu übertragen. Man wollte eine „neue Generation von Fans“ erreichen. Wie es nach den jüngsten Entwicklungen um die Partnerschaft bestellt ist, bleibt unklar.

Darüber hinaus hatte sich MoPlay im November 2019 sogar dem Deutschen Sportwettenverband (DSWV) angeschlossen, womit sich der erst 2018 gegründete Anbieter in eine Reihe mit renommierten internationalen Marken wie SkyBet, William Hill, Bet365, Paddy Power Betfair und Interwetten stellte, die ebenfalls Mitglieder der deutschen Organisation sind.

UK- und Gibraltar-Lizenzen entzogen

Erst vergangene Woche, nur drei Tage vor dem Auszahlungsstopp, hatte MoPlay aufgrund hoher Verschuldung seine Lizenzen in Großbritannien und auf Gibraltar verloren. Die Schulden entstanden bei diversen Affiliate-Partnern. Sie sollen sich seit März 2019 auf umgerechnet rund 597.000 Euro angehäuft haben.

Gegenüber den Regulierungsbehörden erklärte MoPlay, dass die Schulden entstanden waren, da das Unternehmen überraschend auf die finanzielle Unterstützung verschiedener Investoren verzichten musste. „Es ist sehr enttäuschend, dass die versprochene finanzielle Unterstützung durch Aktionäre nicht eingetreten ist“, so das Fazit eines Sprechers.

Obendrein hatte sich die Geschäftsführung von Addison Global kurz vor den Lizenzentzügen zurückgezogen, somit steht das Unternehmen zurzeit ohne Management dar. Die Firma wurde 2017 unter anderem von Jürgen Reutter, dem ehemaligen Onlinedirektor von William Hill gegründet, der gleichsam als CEO von MoPlay fungierte. Als COO (Chief Operating Officer) wurde Patrick Jay, der ehemaligen Wett- und Handelsdirektor von Ladbrokes, eingesetzt.

ManU gegen MoPlay

Die Insolvenz des Buchmachers MoPlay ist das Ergebnis eines monatelangen Prozesses. Obwohl die Marke im November 2019 noch in Mexiko live geschaltet wurde, zeichnete sich der Niedergang auf dem britischen Markt bereits ab: Der Premier League-Verein und englische Rekordmeister Manchester United verklagte seinen Sportwettpartner MoPlay bereits im September auf umgerechnet 11,9 Mio. Euro. Schon hier waren enorme Zahlungsrückstände der Grund.

Konkret ging es um die Begleichung ausstehender Werbegelder. Manchester reichte die Klage ein, nachdem zwei vertraglich vereinbarte Ratenzahlungen hintereinander ausblieben. Bis dahin hatte MoPlay enorm von der Partnerschaft mit dem Verein profitiert. Der im Vorfeld großspurig angekündigte Deal endete somit in einem Debakel. Ob der Verein infolge des Bankrotts noch mit einer Schuldentilgung rechnen kann, ist unwahrscheinlich.

Nach einem furiosen Start in der Branche im August 2018 scheint MoPlay nun endgültig vor dem Aus zu stehen. Vonseiten weiterer Sponsorenpartner, zum Beispiel Hertha BSC und Watford FC, gibt es zu der Insolvenz bislang kein Statement. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.

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