Brian Rice: Sperre nach Suchtgeständnis

Brian Rice, der Trainer des schottischen Fußball-Erstligisten Hamilton Academical, hat wegen Verstößen gegen das Sportwettverbot eine Sperre von fünf Spielen erhalten. Rice selbst hatte sich aufgrund seiner Wettsucht erst kürzlich beim nationalen Fußballverband SFA (Scottish Football Association) angezeigt. Infolge des Urteils präsentierte sich der 56-jährige Coach erleichtert.

Blick von den Rängen eines Fußballstadions.

Schon das nächste Spiel gegen Celtic Glasgow wird sich Rice von der Tribüne aus ansehen müssen. ©ViennaReyes/Unsplash

Sperre plus Bewährung

Die Meldung verbreitete sich in der britischen Fußballlandschaft wie ein Lauffeuer: Der Hamilton Academical-Trainer Brian Rice hatte sich Mitte des Monats öffentlich zu seiner Wettsucht bekannt. Da es die Richtlinien des Dachverbands SFA sowohl Spielern als auch Offiziellen untersagen, sich an Sportwetten zu beteiligen, wurden Ermittlungen eingeleitet. Am vergangenen Donnerstag (30.01.) kam es zu einer ersten Anhörung.

Hier wurde der erfolgreicher Trainer, der selbst bei Klubs wie Nottingham Forest oder West Bromwich spielte, beschuldigt, in jeder Saison vom 14. Juli 2015 bis zum 15. Oktober 2019 gegen die Regeln der SFA verstoßen zu haben. Folglich wurde er zu einer Sperre von fünf Spielen verurteilt. Darüber hinaus wurden fünf weitere Spiele zur „Bewährung ausgesetzt“. Vonseiten des Ausschusses hieß es gegenüber dem Nachrichtensender BBC:

“Die gewählte Dauer der Suspendierung spiegelt die Schwere des Regelverstoßes bei der großen Anzahl von Wetten mit geringem Wert wider.”

Mildes Urteil gegen Auflagen

Die Bewährungszeit soll Rice dazu bewegen, sich weiterhin von Sportwetten fernzuhalten. Die Milde des Urteils ist auf die Eigeninitiative des Trainers zurückzuführen. Dieser habe sich reumütig gezeigt, zudem sei ein offener Umgang mit der Thematik zu erkennen, ebenso wie ein Wille etwas an seinem Spielverhalten zu ändern. Der Verein muss nun jeden Monat beweisen, dass sich Rice an die Regeln gehalten hat.

Schon im Vorfeld hatte Rice einer Reihe von Maßnahmen zugestimmt, um zu beweisen, dass er nicht erneut gegen die Regeln verstoßen wird. Um ein weiteres Fünf Spiele-Verbot zu vermeiden, muss er zum Beispiel regelmäßig an Erholungssitzungen teilnehmen. Hätte er sich an dieser Stelle uneinsichtig gezeigt, wäre es unter Umständen zu einer Sperre von 16 Spielen sowie einer Geldstrafe von 100.000 Pfund gekommen. Der Ausschuss erklärte:

“Das Tribunal entschied sich für eine milde Sanktion, um die ernsthaften Anstrengungen widerzuspiegeln, die Herr Rice seiner Meinung nach unternommen hat, um sein Leben und das seiner Familie wieder in Ordnung zu bringen, und um seine wirklich zum Ausdruck gebrachte Reue über seinen Regelverstoß und die Auswirkungen zu berücksichtigen, die er auf den Verein und den schottischen Fußballverband hatte.”

Erleichterung bei Rice und Hamilton

„Ich bin froh, dass es vorbei ist, es war eine faire Anhörung“, so das Statement des offensichtlich erleichterten Fußballtrainers nach Abschluss der Untersuchung. Rice bekundete außerdem, ein „neues Leben beginnen“ zu wollen. Er habe vorab viel Zuspruch von Familie, Freunden und Fans erhalten. Als Spielsüchtiger habe ihn das motiviert, etwas an seinem Verhalten zu ändern. Gegenüber schottischen Zeitungen hieß es:

“Heute war ein großer Tag. Es hing über mir, seit ich mich selbst gemeldet habe. Ich möchte das Wort Abschluss nicht verwenden, denn es gibt keinen Abschluss. Meine Genesung ist ein alltäglicher Vorgang. Aber ich kann jetzt mit meinem Leben weitermachen. Man muss sich daran erinnern, was einen überhaupt erst dahin gebracht hat. Ich habe Unrecht getan und ich bin zu Recht bestraft worden.”

Unterstützung erfährt Rice auch vonseiten der Vereinsführung. Hamilton-Präsident Colin McGowan befürwortete die Offenheit seines Cheftrainers und betonte auch weiterhin mit Rice zusammenarbeiten zu wollen. Auch McGowan bekundete zudem, eine faire Verhandlung vonseiten der SFA erhalten zu haben. Im Wortlaut hieß es:

“Das unabhängige Gremium und die Beamten, die hier vorstanden, waren sehr gut und sehr fair. Wir haben eine faire Anhörung bekommen, bei der alle mildernden Umstände berücksichtigt wurden. Ich denke, es ist ein guter Tag für alle. Das Gremium lobte Brian für seine Ehrlichkeit und dass er sich selbst angezeigt hat. Dies spielte bei der Entscheidung eine große Rolle.”

Wettprobleme kein Einzelfall

Trotz aller psychischen Hemmnisse hatte sich Rice Mitte des Monats selbst bei der SFA angezeigt. Er wolle „kein Geheimnis mehr aus der Tatsache machen, suchtkrank zu sein“. Der Schritt an die Öffentlichkeit zu gehen, sei gleichsam die schwierigste und einfachste Entscheidung seiner Karriere gewesen. Gegenüber der Presse erklärte er, einen „Fehler gemacht zu haben“ und dass er „jede Strafe akzeptieren würde“.

Mit seinem Wettproblem steht Rice im Fußball nicht allein dar. Erst Ende des Jahres gewährte der 28-jährige britische Profifußballer Andros Townsend, Spieler beim englischen Erstligisten Crystal Palace, Einblicke in sein problematisches Glücksspielverhalten. Grund für seine Sucht, die sich laut eigenen Angaben vorwiegend auf Sportwetten bezieht, war „Langeweile“.

Meistens setzte Townsend auf Rugby und Pferdewetten. Die Folgen für Townsend waren ein Bußgeld von 18.000 Pfund sowie eine viermonatige Sperre. Rückblickend zeigte sich der 13-fache Nationalspieler „dankbar“ für die Strafe. Schon seit 2013 waren die Glücksspielprobleme des Sportlers bekannt.

Bußgelder gegen Scholes und Sturridge

Ein weiterer prominenter Fall zum Thema Sportwetten ist der des ehemaligen Manchester United-Spielers Paul Scholes, gegen den im Juni 2019 eine 8.000 Pfund-Strafe wegen illegalen Wetten verhängt wurde. Der 44-jährige war zwischen August 2015 und Januar 2019 als Manager des englischen Viertligisten Salford City tätig und hatte über 140 Wetten mit einem Gesamtvolumen von rund 26.200 Pfund bei diversen Online Buchmachern platziert.

Nur knapp zwei Monate später kam es zu einer Sperre und Geldstrafe gegen Daniel Sturridge. Der frühere Liverpool FC-Spieler hatte mit Verwandten und Freunden auf den eigenen Transfer gewettet. Es kam zu einem Bußgeld von satten 75.000 Pfund und einer sechswöchigen Sperre. Ob es 2020 zu weiteren ähnlichen Vergehen kommt, bleibt vorerst abzuwarten.

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