Brasilien berät über Sportwett-Regulierung

Das brasilianische Wirtschaftsministerium hat eine einmonatige öffentliche Konsultation zur Regulierung von Sportwetten eingeleitet. Konkret geht es um die Kreation eines spezifischen Rechtsrahmens. Die brasilianische Regierung arbeitet bereits seit 2018 an der Einführung legaler Sportwetten. Entsprechende Gesetzesnovellen werden zurzeit auch in anderen Ländern Südamerikas auf den Weg gebracht. Der Markt wird damit für die internationale Wettbranche immer interessanter. Hier ein Überblick zur Entwicklung.

Das Gebäude des brasilianischen Nationalkongresses.

Ein Blick auf den brasilianischen Nationalkongress, wo die Gesetzesnovelle verabschiedet wurde. (©Wikipedia)

Erarbeitung eines Lizenzverfahrens

Das Land Brasilien hat am 30. Juli eine öffentliche Konsultation zum Thema Sportwettregulierung gestartet. Bis zum 31. August werden Interessenvertreter aus Öffentlichkeit, Industrie und Politik ihre Meinungen austauschen und über die besten Modelle für regulierte Sportwetten in Brasilien diskutieren. Die Sitzungen werden dabei vom Sekretariat für Evaluierung, Planung, Energie und Lotterie (SECAP), einer Sonderabteilung Finanzministeriums, durchgeführt.

Die Teilnehmer werden folglich dazu angehalten, sich über ihre Ansichten in Bezug auf die bestmöglichen Regulierungsformen auszutauschen. Im Fokus stehen dabei vor allem Fragen rund um die Anzahl und Kriterien einer möglichen Lizenzvergabe für ausländische Betreiber. Zudem stehen die Punkte Ökonomie, Wirtschaftlichkeit und Spielerschutz auf der Agenda. Darüber hinaus sollen auch Regulierungssysteme aus anderen Ländern vorgestellt werden, die als Blaupause bis zur eigenen Umsetzung dienen könnten. Genannt werden in diesem Kontext zum Beispiel Großbritannien, Portugal und Italien.

Unter dem Strich wolle man durch das Vorgehen einen „qualitativen Ansatz“ liefern, der ebenso ökonomische wie sozial verantwortlich ist. Laut SECAP-Minister Alexandre Manoel ziele die Konsultation auch darauf ab, Meinungen über Marktbeobachtungs-, Kontroll- und Durchsetzungsverfahren zu sammeln. Andere Themen wie Spielsicherheit, Betrugsprävention, Marktintegrität und Geldwäschebekämpfung werden ebenfalls behandelt. Im Zentrum stehe dabei vor allem die Integrität des Sports. Der Minister hierzu im Zitat:

“Das Ministerium sieht sich dazu veranlasst, die Senatorin Flexa Ribeiro, die den Gesetzentwurf einführte, zu unterstützen. Wir müssen daran arbeiten, damit die Verordnung zur Integrität des Sports beiträgt und sicherstellt, dass die Ergebnisse der Spiele zuverlässig sind und aus den Leistungen der Athleten hervorgehen.”

Gesetzesnovelle im Dezember verabschiedet

Die Konsultation soll die bereits laufenden Arbeiten zur Entwicklung einer brasilianischen Sportwettverordnung unterstützen. Die Gesetzesnovelle, die den Weg dazu ebnete, ist in Brasilien unter dem Namen Provisional Measure 846/18 bekannt und wurde bereits im Dezember 2018 durch den scheidenden Präsidenten Michel Temer unterzeichnet. Der Erlass ermöglicht es den brasilianischen Gesetzgebern eine Sportwettregulierung bis 2020 in Kraft zu setzen. Die Frist kann, wenn nötig, um weitere zwei Jahre verlängert werden.

Durch die Regulierung von Sportwetten versucht die brasilianische Regierung Kontrolle über einen großen, bislang gänzlich unregulierten Sektor zu erlangen. Inzwischen obliegt die Entwicklung der technischen Vorschriften dem Finanzministerium des Landes, das darüber hinaus auch für die Behandlung weiterer potenziell strittiger Fragen zuständig ist. Laut aktuellen Medienberichten steht zum Beispiel die Frage im Raum, ob der Markt überhaupt für private internationale Betreiber geöffnet oder ein Monopol auf Sportwetten eingeführt werden soll.

Zum Verständnis: Der verabschiedete Gesetzentwurf ermöglicht sowohl landgestützte als auch Online-Sportwetten, wobei landgestützte Betreiber dazu verpflichtet werden sollen 80% der Gewinne abzuführen. 6% der Gewinne sollen zudem einer Reihe von Sozial- und Sicherheitsbehörden zukommen. 2,5% fließen an die National Public Security Force (FNSP), 2% an Fußballvereine, 1% an öffentliche Schulen und 0,5% an den brasilianischen Sozialversicherungsfonds.

Das Dekret über die Einführung von Sportwetten wurde von Pará-Senatorin Flexa Ribeiro verfasst und passierte zuerst das Unterhaus des brasilianischen Nationalkongresses, dann die Abgeordnetenkammer und zuletzt das Oberhaus. Für Brasilien ist die Liberalisierung von Sportwetten die erste signifikante Ausweitung seines Glücksspielsektors überhaupt. Bisher waren Glücksspiele in Brasilien generell verboten.

Südamerikanischer Markt im Wandel

Nicht nur in Brasilien, auch im Rest Südamerikas werden zurzeit Liberalisierungspläne für Sportwetten vorangetrieben, so zum Beispiel in Uruguay. Erst im letzten Dezember wurde in diesem Kontext ein Sportwett-Deal zwischen dem uruguayischen Nationallotterieverwalter Supermatch und der NBA bekannt gegeben. „Die Präsenz der Liga auf dem Markt Südamerika soll gestärkt werden“, lautete an dieser Stelle das Kredo vonseiten der weltgrößten Basketballliga.

Seit April 2019 befindet sich außerdem die argentinische Hauptstadtprovinz Buenos Aires in einem Liberalisierungsprozess. Zum ersten Mal in seiner Geschichte plant die rund 2,9 Millionen Einwohner zählende Metropole die Inkraftsetzung einer Online Glücksspielnovelle. Das Lizenzierungsverfahren wurden hier bereits eingeleitet. Insgesamt sollen vorerst allerdings nur sieben Lizenzen zu einer Gebühr von umgerechnet 1,3 Mio. Euro vergeben werden.

Indessen haben sich 15 bekannte Unternehmen um eine Genehmigung beworben. Unter anderem befinden sich die Anbieter Betsson, 888 und Sisal im Rennen. Ein weiterer interessierter Anbieter ist das Onlineunternehmen Bet365, das vor Kurzem auch auf dem mexikanischen Markt eingestiegen ist. Infolge der US-weiten Sportwettlegalisierung im Mai 2018 wird somit nun auch der südamerikanische Markt für internationale Anbieter immer interessanter. Die weiteren Entwicklungen bleiben abzuwarten.

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