Bilanz: Illegales Glücksspiel

Die Corona-Pandemie hat in Deutschland das illegale Glücksspiel beflügelt. Die Hamburger Polizei zieht nun Bilanz. Da die Beamten aufgrund der Bestimmungen der Eindämmungsverordnung (EVO) regelmäßige Kontrollen durchführen mussten, stießen sie in aller Regelmäßigkeit auf illegale Glücksspielaktivitäten. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) gab diesbezüglich in einer offiziellen Pressemitteilung zu Protokoll, dass durch den Abbau der Corona-Maßnahmen die Ermittlungserfolge gegen das illegale Glücksspiel stark rückläufig werden könnten.

Eine Person jongliert mit Würfeln in einem Treppenhaus.

Gerade in privaten Haushalten und geschlossenen Gaststätten stieß die Polizei während ihren Corona-Kontrollen regelmäßig auf illegales Glücksspiel. ©Free-Photos/Pixabay

Wegfall der Kontrollinstanz?

Das Jahr 2020 stand ganz im Zeichen des Coronavirus, das sämtliche Bereiche des alltäglichen Lebens völlig lahmlegte. Soziale Kontakte mussten eingeschränkt werden, die eigenen vier Wände wurden vielerorts zum neuen Arbeitsplatz und auch die Wirtschaft kam phasenweise komplett zum Erliegen. Besonders hart traf es dabei die Glücksspielbranche. Terrestrische Casinos, Spielhallen und Wettbüros mussten über mehrere Monate ihre Pforten geschlossen halten. Durch den Wegfall des legalen Spielangebots konnte entsprechend der Kanalisierungsauftrag nicht mehr erfüllt werden. In der Konsequenz erstarkte das illegale Glücksspiel.

Auch in Hamburg trumpfte der Schwarzmarkt groß auf. Die Polizei stieß im Rahmen ihrer Corona-Kontrollen in aller Regelmäßigkeit auf glücksspielerische Aktivitäten, die gegen die deutsche Gesetzgebung verstießen. Meist fanden die Beamten kleinere Menschenansammlungen in Wohnungen oder leerstehenden Gebäuden auf, die verschiedene Formen des illegalen Glücksspiels betrieben. Am häufigsten ereigneten sich derartige Delikte jedoch in geschlossenen Gaststätten oder ähnlichen Lokalen.

Da die Corona-Pandemie augenscheinlich abebbt und somit auch die entsprechenden Verordnungen schrittweise abgebaut werden, befürchtet die GdP nun, dass das illegale Glücksspielangebot ohne Kontrollinstanz gedeihen kann. Aus diesem Grund erachtet es die Gewerkschaft als sinnvoll, regelmäßige Bestandaufnahmen illegaler Aktivitäten vorzunehmen. Speziell das urbane Gastgewerbe müsse dabei verschärft kontrolliert werden. Nur so sei es möglich, Schlüsse im Hinblick auf gefahrenabwehrende und strafverfolgende Maßnahmen zu ziehen.

Andreas Schmidt, stellvertretender Landesvorsitzender der GdP Hamburg, sieht durch das illegale Glücksspiel insbesondere den Spielerschutz gefährdet. Nur durch staatliche Konzessionen sei Glücksspiel vertretbar:

“Es muss davon ausgegangen werden, dass Spielerinnen und Spieler während der Pandemie auch ins illegale Glücksspiel abgerutscht sind, weil legale Angebote nicht vorhanden waren. Glücksspiel kann süchtig machen. Öffentliches Glücksspiel braucht immer eine behördliche Genehmigung. Ohne eine solche Erlaubnis, handelt es sich um illegales Glücksspiel.”Andreas Schmidt, Stellvertretender Landesvorsitzender der GdP Hamburg, Offizielle Pressemitteilung der GdP

Jugendschutz im Fokus

In ihrer Bilanz resümiert die Gewerkschaft der Polizei im Landesbezirk Hamburg, dass vor allem junge Spieler in die Fänge des illegalen Glücksspiels geraten. Das hätten die regelmäßigen Einsätze während der Corona-Kontrollen eindrucksvoll bewiesen. In den meisten Fällen waren stets Minderjährige und junge Erwachsene an den Delikten beteiligt.

Aus Polizeikreisen heißt es, dass rund 50 Prozent aller Jugendlichen bereits mit irgendeiner Form des Glücksspiel in Kontakt gekommen seien. In der Regel handele es sich dabei um klassische Spielautomaten oder auch Sportwetten. Da Geldspielgeräte auch in Lokalen und Geschäften stehen, die keine Altersbarriere vorweisen (z.B. Imbisse), sei ein Erstkontakt schnell hergestellt. In diesem Zusammenhang bilanziert die GdP in Hamburg, dass junge Spieler vorwiegend männlich und Berufsschüler seien.

Finanzielle Notlage. Nach Einschätzung der GdP würden die betroffenen jungen Männer nicht ihrer Ausbildung oder ihrem Beruf nachgehen, sondern sich mit illegalem Glücksspiel die Zeit vertreiben. Dadurch bestehe die potenzielle Gefahr eine finanzieller Notlage.

Forderung nach restriktivem Umgang

Als Sprachrohr der Exekutive fordert die GdP einen restriktiveren Umgang in der Glücksspielbranche. Die Gewerkschaft stellte zwar keinen direkten Bezug zur neuen Glücksspielregulierung her, dennoch sei sie ein Befürworter von beschneidenden Maßnahmen, die sowohl für das legale als auch für das illegale Glücksspiel gelten sollen. Nur so sei es möglich, die Spielerschaft entscheidend vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen.

Als konkrete Maßnahmen führt die GdP in ihrer Pressemitteilung unter anderem eine behördenübergreifende Koordinationsstelle für sogenannte Verbundeinsätze an. Diese soll eine schnelle Reaktionszeit im Ernstfall ermöglichen und so die Einhaltung der Gesetzgebung gewährleisten. Im gleichen Atemzug nennt die Polizeigewerkschaft eine verstärkte Gewerbe- und Finanzkontrolle, um ein Höchstmaß an Transparenz zu garantieren. Bei konkreten Delikten müsse es zudem möglich sein, illegale Vermögenswerte konsequent einzuziehen. Selbst bei geringfügiger Rechtsverstößen sei eine konsequente Verfolgung unabdingbar.

Glücksspielstaatsvertrag. Auch wenn die GdP in Hamburg keinen konkreten Bezug zum Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) herstellt, überschneiden sich einige Forderungen mit der neuen Gesetzgebung – jedoch nur auf theoretischer Ebene. So legen beide Seiten einen großen Fokus auf Spieler- und Jugendschutz sowie auf restriktive Kontrollmechanismen. Wie allerdings im Falle von Gesetzesverstößen konkret gehandelt wird, gibt der GlüStV nicht preis. Diesbezüglich hat die GdP ihre ganz eigenen Vorstellungen.

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