BGC übernimmt The Senet Group

Die neue britische Glücksspielorganisation BGC (The Betting and Gaming Council) wird die Aufgaben der Regulierungsinstanz The Senet Group übernehmen. Die Gruppe besteht aus führenden Wettanbietern und setzt sich mit dem Selbstausschlusssystem MOSES für den Spielerschutz ein. Das Programm soll nun auf die ganze Branche ausgedehnt werden. Wie sehen die Pläne im Detail aus?

Die Londoner Tower Bridge.

Die Londoner Verbände verschmelzen, um ein noch sichereres Spielumfeld zu schaffen. ©CharlesPostiaux/Unsplash

Höhere Standards im Fokus

Das Spielerschutz-Gremium The Senet Group hat bestätigt, alle Vermögenswerte und Verantwortlichkeiten an den neuen Glückspielverband BGC abzutreten. Dieser avanciert damit endgültig zu einer treibenden Kraft des britischen Glücksspielsektors, wenn es um die Wahrung höchster Industriestandards geht. Ursprünglich hatte sich das BGC aus den beiden Glücksspielverbänden RGA (Remote Gambling Association) und ABB (Association of British Bookmakers) zusammengesetzt.

Ziel der Übernahme ist es, die Standards weiter anzuheben und den „Spielerschutz über alle Produkte und Kanäle hinweg zu verbessern“. In diesem Bereich hatte The Senet Group seit 2014 wertvolle Arbeit geleistet. Geführt von den „Big 4“ der britischen Wettindustrie – Ladbrokes, William Hill, Betfred und Paddy Power – setzte sich die Instanz vor allem für eine Erweiterung des Selbstregulierungsrahmens für Spieler ein.

2015 hatte die Gruppe die Kampagne „When the FUN stops stop“ ins Leben gerufen, die bis heute im britischen TV ausgestrahlt wird. Im Laufe des Jahres 2019 beteiligte sich die Gruppe an vielen branchenübergreifenden Kooperationen für mehr Spielerschutz und sichere Online Casinos. Zum Beispiel war die Gruppe maßgeblich am sogenannten Whistle-to-Whistle-Werbeverbot beteiligt, das Glücksspielwerbung während Live-Sportveranstaltungen untersagt.

Selbstausschlusssystem MOSES

Das Herzstück der Gruppe ist jedoch das Selbstausschlusssystem MOSES (Multi Operator Self Exclusion Scheme). Das System wurde insbesondere für den Einzelhandel konzipiert und soll nun von BGC weiter verbreitet werden. Ähnlich wie das Online-Selbstausschlusssystem GAMSTOP, soll MOSES fortlaufend optimiert werden und letztlich zur britischen Lizenzbedingung avancieren.

„Wir freuen uns darauf, auf dieser Arbeit aufzubauen“, kommentierte an dieser Stelle die BGC-Vorsitzende Brigid Simmonds, die die Gruppe außerdem für ihre „Vorreiterrolle beim sektorübergreifenden kooperativen Ansatz“ lobte. Im Rahmen einer offiziellen Pressemitteilung heißt es:

“Ich möchte dem Senet-Vorstand unter der Leitung von Gillian Wilmot und dem Team unter der Leitung von Sarah Hanratty für ihre harte Arbeit, ihr Engagement und das Vermächtnis danken, welches sie mit ihren Spielerschutz-Kampagnen hinterlassen haben. Diese stellen einen Fahrplan für die Anhebung der Standards in unserer Branche dar.”

„Safer Gambling Commitment“

Der besagte Fahrplan wurde bereits im November 2019 eingeführt. Im Rahmen des sogenannten „Safer Gambling Commitments“, an dessen Entstehung The Senet Group maßgeblich beteiligt war, einigten sich UK-lizenzierte Glücksspielkonzerne wie Flutter Entertainment, GVC Holdings, Rank Group oder Playtech auf neue Maßnahmen für ein noch sicheres Glücksspiel.

Im Fokus standen dabei fünf Kernverpflichtungen: Erstens die Verhinderung von Glücksspielen unter Minderjährigen. Zweitens eine verstärkte Unterstützung bei der Behandlung von Glücksspielschäden. Drittens die Stärkung und Ausweitung aller Verhaltenskodizes für Werbung. Viertens eine verbesserte Selbstregulierung für Kunden. Und fünftens die Förderung einer Kultur des sicheren Glücksspiels für Wettanbieter und Online Casinos.

UKGC-Bericht ausschlaggebend

Hintergrund der Maßnahmen war ein Bericht der britischen Glücksspielkommission (UK Gambling Commission, UKGC) aus Oktober. Hiernach haben 2019 zwar weniger junge Menschen an Glücksspielen teilgenommen als 2018, dennoch ist die Anzahl an problematischen Spielern gestiegen. Insgesamt sollen 55.000 Minderjährige ein bedenkliches Spielverhalten gezeigt haben. 1,7 Prozent der 11 bis 16jährigen waren betroffen.

Laut Gillian Wilmot, Leiter der Senet Group, habe man durch die Vereinbarungen bereits enorme Fortschritte erzielt. Die Gruppe habe „einen erheblichen Mehrwert“ geschaffen. Dies gelte bei der Zusammenführung der Branche, beim Kundenschutz und bei der Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft. Trotz der Erfolge wird die Übernahme durch das BGC auch von Wilmot befürwortet. Im Wortlaut hieß es:

“Das kollaborative Ethos im Herzen des neuen Wett- und Glücksspielverbandes bietet die Möglichkeit, unsere Ressourcen zu bündeln, um Initiativen für sicherere Glücksspiele in großem Maßstab durchzuführen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Branche den Schutz ihrer Kunden in den Mittelpunkt stellt.”

Maßnahmen werden weiter verstärkt

In Zukunft muss mit weiteren Veränderungen in punkto Spielerschutz gerechnet werden. Aufgrund der aktuellen Corona-Krise werden branchenweit höchste Industriestandards gefordert. Auch die UKGC hatte vor kurzem angekündigt den Verbraucherschutz zu verstärken. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den VIP-Programmen. Strengere Alterskontrollen und Werberichtlinien stehen auf der Agenda. Zudem soll die Spielintensität gemindert werden.

Eine UKGC-Arbeitsgruppe, der ebenfalls viele namhafte Branchenvertreter angehören, einigte sich auf eine Mindestdrehzeit von 2,5 Sekunden bei allen Spielautomaten. Außerdem sollen Funktionen wie Slam-Stops, Turbo-Buttons und Split-Screens entfernt werden, da diese „intensives Spielen fördern“, was mit einem „potenziellen Kontrollverlust“ verbunden sein könnte. Auf diese Weise wolle man glücksspielbezogenen Schäden vorbeugen. Ob es tatsächlich zur Umsetzung kommt, bleibt abzuwarten.

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