Belgien: Virtuelle Realität ist gegen Spielsucht im Einsatz

Um Patienten zu therapieren, die unter Spielsucht leiden, hat eine darauf spezialisierte Klinik in der belgischen Hauptstadt Brüssel nun ein neues Medium im Einsatz: die Virtuelle Realität, kurz VR. Am vergangenen Sonntag wurde beim öffentlich-rechtlichen Rundfunksender RTBF ein Beitrag veröffentlicht, in dem ein an der Klinik beschäftigter Psychologe namens Prof. Xavier Noël erste Einblicke in die Therapieabläufe, ihre Folgen und ihre Erfolgsaussichten bietet. Es ist ein neuer Ansatz, der vielfältige Erfolgschancen bietet.

In einem Behandlungsraum für Psychotherapie stehen zwei Sessel.

In der belgischen Hauptstadt ist Virtuelle Realität in der Therapie von Spielsucht im Einsatz. ©OliverKepka/Pixabay

Mit dem VR-Headset ins virtuelle Casino

Laut Prof. Noël eigne sich diese VR-Therapie besonders gut, um bestimmten Personengruppen auf ihrem Weg aus der Spielsucht zu helfen. Mit einem VR-Headset ausgestattet, begeben sich die Patienten und Patientinnen während der Therapiestunden in ein virtuelles Casino. Dort sind die üblichen Spielautomaten und Spieltische zu finden, mit denen Spielstätten für gewöhnlich ausgestattet sind. Mit der Beleuchtung, den Geräuschen und der Gesellschaft anderer Casinogäste ergibt sich so ein Erlebnis, das sich erschreckend real anfühlt.

Begleitung durch die Psychologen

Natürlich werden die Patienten und Patientinnen nicht einfach sich selbst überlassen im virtuellen Casino. Sie werden von Psychologen begleitet, die sie unter anderem bitten, ihre Eindrücke und Gefühle möglichst detailliert darzustellen. Danach sollen sie sich dem Glücksspiel zuwenden, das sie am meisten anzieht. Während der gesamten Zeit im virtuellen Casino soll die Kommunikation aber aufrechterhalten werden. Die Patienten und Patientinnen müssen permanent einen Einblick in ihr Inneres geben.

Kommunikation schafft Distanz

Zumindest gemäß Prof. Noël sorgt das konstante Beschreiben dafür, eine Distanz herzustellen zwischen dem, was die Patienten und Patientinnen möchten, und dem, was sie fühlen und wahrnehmen. Sie lernen so auch, in Worte zu fassen, was sie vorher nie ausgesprochen haben. Wenn der Wunsch zu spielen wächst, wird er auch wieder kleiner durch die Beschreibung, die Kommunikation und das Bewusstsein der Betroffenen. So erhalten sie Kontrolle zurück, die sie bei der Spielsucht verloren haben.

Übertragung in die Realität

Das Ziel ist natürlich, diese in der virtuellen Realität erlernte Strategie der Kommunikation und der Bewusstwerdung auch in die echte Welt zu übertragen. Wenn das gelingt, ist der Kontrollgewinn nachhaltig und kann einen Weg aus der Spielsuchtfalle darstellen. In der VR-Umgebung ist die Methode erfolgreich. Wenn Patienten und Patientinnen es auch schaffen, das Gelernte in ihrem Alltag anzuwenden, können sie ihre Impulse zu spielen damit bekämpfen, ihre Gefühle in Worte zu fassen.

Neue Technologien auch zur Prävention interessant

Moderne Technologien wie die Virtuelle Realität kommen in der Therapie bereits zum Einsatz, doch sie könnten auch im Bereich der Prävention und Aufklärung von elementarer Bedeutung sein. Belgiens Marktführer im Online-Glücksspiel, ein Unternehmen namens Gaming1, arbeitet derzeit an einem Programm, das auf künstlicher Intelligenz – KI – basiert. Dieses soll das Spielverhalten von Spielerinnen und Spielern in Echtzeit analysieren können. Der Fokus soll darauf liegen, Veränderungen in der Spieldauer oder im Einsatzverhalten zu erkennen.

Künstliche Intelligenz zur Prävention

Das Programm soll alle Spielmuster, die es verfolgt, mit zuvor festgelegten Normen abgleichen. Bemerkt es dann, dass jemand über das Ziel hinausschießt, kann es eine Warnmeldung ausgeben. Wird das exzessive Spiel fortgesetzt, kann eine automatische Sperre erfolgen. Auch die Glücksspiel-Konzerte Flutter Entertainment und Entain haben bereits ähnliche Technologien im Einsatz und streben danach, diese weiterzuentwickeln. In Belgien ist ein Einsatz solcher Kontrollmechanismen derzeit noch nicht verpflichtend.

Regulierungen des digitalen Bereichs nötig

Bei Gaming1 rechnet man jedoch damit, dass die dringend notwendige Regulierung des digitalen Glücksspiels so oder ähnlich aussehen muss. Die legalen Anbieter werden früher oder später verpflichtet werden, abweichendes oder problematisches Spielverhalten zu erkennen und dann rechtzeitig zu handeln. Deshalb will man bei Gaming1 schon jetzt mit der Vorbereitung beginnen und bereit sein, sobald solche Neuregelungen kommen. Sie wollen auch beweisen, dass es schon jetzt möglich ist, wettbewerbsfähige Plattformen zu führen und Spielsuchtprävention großzuschreiben.

Gute Vorbereitung ist alles

Der Start der neuen Technologie von Gaming1 ist schon für die nahe Zukunft geplant. Schon in wenigen Wochen soll es soweit sein. Damit ist der Konzern gerüstet für die erwarteten Gesetzesänderungen. Schon jetzt planen die Behörden Verschärfungen und Kooperationen gegen illegales Online-Glücksspiel. Neue Maßnahmen, die auch legale Betreiber wie Gaming1 treffen werden, werden vermutlich also nicht mehr lange auf sich warten lassen. Gaming1 ist jedenfalls bereit.

Reformen gegen illegales Online-Glücksspiel

In Belgien hatte die belgische Glücksspielaufsichtsbehörde bislang keine Handhabe gegen nicht lizensierte und damit illegale Online-Casinos. Mithilfe von IP-Blocking soll dies nun ein Ende haben. Die Behörde forderte illegale Casino-Betreiber auch auf, Spielern und Spielerinnen aus Belgien keinen Zugang zu gewähren. International legal operierende und größere Betreiber wie beispielsweise bet365 und betfair hielten sich daran und zeigten eine Fehlermeldung für Kunden aus Belgien. Kleinere, die auch in anderen Ländern keine seriösen Lizenzen haben, ignorierten die Warnungen.

Die schwarze Liste ist lang

Auf der schwarzen Liste der belgischen Glücksspielaufsichtsbehörde stehen 348 Websites. Viele Betreiber umgehen die Einträge aber mit marginalen Änderungen ihrer URLs. Seit Mitte März sind alleine dreißig Anbieter hinzugekommen. In Belgien lizensiert sind übrigens nur 46 Online-Casinos, sieben Poker-Rooms und 25 Sportwetten-Anbieter. Die Diskrepanz bleibt weiterhin groß. Um Spielerschutz zu gewährleisten, braucht es klarere Richtlinien und eine Durchsetzung dieser.

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