Aus Spaßwette wurde Ernst: Tabcorp zu Strafzahlung verurteilt

Dass ein Marketing-Gag nach hinten losgehen kann, lernt dieser Tage die britische Tabcorp. Deren Buchmachermarke ‚Sun Bets‘ hatte 2017 eine Wette darauf angeboten, ob Torhüter Wayne Shaw während eines Spiels einen Kuchen verzehren würde. Das tat er – eine Bagatelle namens ‚Pie-Gate‘ war geboren.

Suttons Goalie Wayne Shaw

Diesen Kuchen hätte sich Wayne Shaw besser gespart. Er trat in Zusammenhang mit ‚Pie-Gate‘ zurück.

Umgerechnet etwa 100.000 € muss Tabcorp an wohltätige Organisationen zahlen – das ist die Strafe für diverse Verstöße gegen die soziale Verantwortung des Unternehmens, wie sie in den Lizenzbedingungen festgeschrieben ist. Anlass zur Untersuchung des Geschäftsgebarens gab das Unternehmen selbst. Beim Aufeinandertreffen des Fünftligisten Sutton United mit Arsenal London im britischen FA-Cup 2017 offerierte Sun Bets eine kuriose Wette. Würde Suttons Ersatzkeeper Wayne Shaw während der Partie einen Kuchen verzehren, bekäme man das achtfache seines Einsatzes zurück.

Ob diese Wette eine Anspielung auf Herrn Shaws Körperumfang, der nicht dem durchtrainierten Idealmaß eines Profisportlers entspricht, oder auf die Chancenlosigkeit seines Teams gegen die Weltklassemannschaft aus London darstellte, ist leider nicht bekannt. Es wurde jedoch schnell ersichtlich, dass Shaw um dieses Angebot wusste. Denn tatsächlich fingen TV-Kameras die Momente ein, in denen der 45jährige am Spielfeldrand genüsslich einen Kuchen verzehrte. Er habe sich einen Spaß aus der Wette gemacht, sagte Shaw hinterher, gesetzt und profitiert habe allerdings nicht. Dass die Aktion allerdings zum Problem werden könnte, hätte der Fußballer zu diesem Zeitpunkt wohl nicht vermutet.

Eine Bagatelle mit Folgen

Die Spaßwette (engl. Novelty Bet) hatte ungeahnte Folgen. Der britische Fußballverband FA reagierte recht humorlos, sperrte Shaw für zwei Monate und brummte ihm eine 500 € Geldstrafe auf. Er habe einen Wettmarkt manipuliert, so der Vorwurf. Der Amateurspieler, der als besonders engagiertes Urgestein des Vereins galt, verließ den Club aufgrund des einsetzenden Medienrummels. Eine Affäre namens ‚Pie-Gate‘ nahm ihren Anfang, die nun auch in ernsthaften Konsequenzen für den Wettanbieter Tabcorp und ihre Marke Sun Bets mündet.

Neuerartige Wettmärkte, so wie sie Tabcorp letztes Jahr im FA Cup anbot, mögen wie ein harmloser Spaß aussehen, aber ihre Konsequenzen sind ernst – mit dem Potenzial, jemanden zu kriminellem Verhalten zu ermutigen oder die Regeln des Sports zu brechen. Richard Watson, Direktor der UKGC

Denn tatsächlich handelte es sich um eine illegale Form der Sportwette. Der Ausgang der Wette hing nicht vom Zufall ab, da es der freien Entscheidung Shaws oblag, die Bedingungen zu erfüllen. Auch die Glücksspielkommission (UKGC) wurde in dem Fall aktiv. Sie untersuchte die Integrität des Unternehmens in Bezug auf seine Lizenz. Während der Untersuchung wurden weitere Versäumnisse der Firma offenbar. So war es mehr als 100 selbstgesperrten Kunden erlaubt worden, neue Accounts anzulegen, nicht das erste Vergehen dieser Art im britischen Glücksspiel.

„Schutzbedürftigen Kunden war es möglich bei Tabcorp zu spielen, trotz ihrer Entscheidung zur Selbstsperre. Das ist nicht akzeptabel. Glücksspielunternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Systeme ihre Kunden effektiv schützen.“

Im Zusammenhang mit ‚Pie-Gate‘ wurden weitere fragwürdige Wetten von Sun Bets/Tabcorp bekannt. Das Unternehmen bot Quoten auf das Auftauchen von Flitzern während Fussballspielen an. Dass man dadurch erst Menschen zu diesem Verhalten animieren könnte, das immerhin strafbar ist, sei bei einer „internen Risikoanalyse“ nicht aufgefallen, sagte das Unternehmen. Ob sich tatsächlich jemand durch die Aussicht auf einen Wettgewinn zu dieser Art des Exhibitionismus bewegen ließ, ist allerdings nicht bekannt.

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