Apple beschränkt Zugang zu Gambling-Apps

Der Tech-Gigant Apple (Silicon Valley, USA) hat angekündigt in seinem App Store zukünftig nur noch native Glücksspiel-Apps für das hauseigene iOS-Betriebssystem zu vermarkten. Im Zentrum der Entscheidung steht die Sicherstellung der Konformität der Apple-Produkte. Die Einschränkung wurde bereits in den Richtlinien des Konzerns manifestiert. Hier ein Überblick zum Geschehen.

Der Apple Park in Cupertino, Kalifornien, USA.

Ein Blick auf den Apple Park: Mit seinen drastischen Richtlinien sorgt der Konzern derweil erneut für Aufsehen. (©Wikipedia)

Eine schwerwiegende Entscheidung

Der milliardenschwere iPhone-Hersteller Apple erlaubt ab sofort nur noch native, das heißt, iOS-spezifische Glücksspielanwendungen in seinem App Store. Die schwerwiegende Entscheidung wurde auf der diesjährigen Entwicklerkonferenz in San Jose, Kalifornien, bekannt gegeben. In einer bereits aktualisierten Reihe an App Store-Richtlinien betont der Konzern, dass zukünftig nur noch native HTML5-Spiele in seinem App Store angeboten werden, die „keinen Zugang zu Echtgeldspielen, Lotterien oder Spenden ermöglichen und die den digitalen Handel nicht unterstützen, dies ist nur nativen Apps gestattet, die von Apple geprüft werden können“.

Im Klartext bedeutet dies, dass sämtliche Betreiber, die ihre browserbasierten HTML5-Spiele, Sportwett-, Poker-, Casino-, Bingo-, Lotterie- und Pferderenn-Produkte bisher als App über den App Store von Apple angeboten haben, vor dem Aus stehen könnten. Anbieter, die sich nicht an die neuen Richtlinien halten, riskieren folglich, dass ihre Apps unwiderruflich aus dem Store geworfen werden. Durch die drastische Maßnahme versucht Apple eine bessere Kontrolle über die in seinem App-Store angebotenen Spiele zu gewinnen. Im Gegensatz zu den Browser-Spielen lassen sich native Apps viel spezifischer von Apples hauseigenem iOS-System überprüfen.

Interne Tests jederzeit möglich

Darüber hinaus plant der Konzern zukünftig sämtliche Apps in Bezug auf Glücksspielinhalte drastischen Prüfungen zu unterziehen. Die Prozedur soll insbesondere dazu beitragen, dass die hiesigen Glücksspielgesetze hinsichtlich Jugend- und Spielerschutz auch im App Store eingehalten werden. Zudem geht es dem Marktriesen um den Schutz vor Spionage- und Schadsoftware sowie vor möglicherweise pornographischen Inhalten. Alle App-Betreiber, die ihre Produkte über den App Store anbieten, müssen in diesem Sinne die Beachtung und Einhaltung der folgenden AGB (Allgemeinen Geschäftsbedingung) bestätigen:

“Sie stimmen zu, dass Apple das Recht hat, jede App zur internen Nutzung und zur Entwicklung, zu jedem Zeitpunkt, zu testen und die App zuzulassen oder abzulehnen. Sie stimmen zu, dass sie mit Apple kooperieren und Apple ihre App unverzüglich zur Verfügung stellen, wenn Apple das von ihnen verlangt.”

Branchenvertreter zeigen sich betroffen

Dass die jüngste Apple-Entscheidung branchenweit für Aufsehen sorgt, liegt auf der Hand. Jüngst kommentierte daher einer ganze Reihe von Branchenvertretern die neuen Richtlinien, unter anderem die von dem britischen Buchmacher Betfred unterstütze Marketingagentur Degree 53. Diese betonte, dass die Mehrheit, der derzeitig im App Store gehosteten Glücksspiel-Apps HTML5-Sites sind, welche entweder über einen nativen Wrapper verfügen oder bei denen es sich um eine sogenannte Container-App handelt. In beiden Fällen seien die Apps billiger und schneller zu entwickeln, als ein vollwertiges natives Produkt.

In diesem Zusammenhang warnte die Agentur davor, dass die Entwicklung komplett iOS-spezifischer Produkte ein besonders teures wie auch zeitaufwendiges Verfahren nach sich ziehen werde. Eine von Apple vorgegebene Frist (3. September) zur Angleichung der Apps, sei außerdem zu knapp bemessen worden und fiele obendrein unmittelbar auf den Saisonbeginn der National Football League (NFL) sowie der europäischen Fußballligen. Mit Blick auf die begrenzten Kapazitäten heißt es im Zitat:

“Nur drei Monate Zeit, um eine voll ausgestattete native Sportwett-App von Grund auf für einen großen Betreiber zu entwickeln, ist ein gewaltiges Unterfangen und potenziell unrealistisch. Es werden umfangreiche und qualifizierte native Entwicklerteams benötigt, um sicherzustellen, dass alle Funktionalitäten vollständig kompatibel sind. Nur Betreiber mit weniger komplexen Produkten können diese Frist einhalten.”

Bis zum Ablauf der Frist haben Kunden laut Apple noch Zugriff auf diverse nicht native Apps, allerdings werden schon jetzt keine neuen Updates mehr unterstützt, Neukunden können die Apps außerdem nicht mehr herunterladen. Sollten die Apps die neuen Apple-Kriterien auch nach Ablauf der Frist nicht erfüllen, droht den Betreibern wie bereits angedeutet das Aus. Das Ausmaß der Konsequenzen kann derweil kaum abgesehen werden.

Rundumschlag gegen Gambling-Apps?

Apples Rundumschlag gegen Glücksspielanwendungen zeichnete sich bereits im August 2018 ab – um angebliche „betrügerische Aktivitäten“ zu minimieren, wurde hier eine gänzlich unüberschaubare Anzahl an Apps ohne Vorwarnung gesperrt. Angekurbelt wurde die „digitale Säuberungsaktion“ von der norwegischen Regierung, die ihr staatliches Lotteriemonopol durch diverse europäische Onlineanbieter gefährdet sah.

Aus ähnlichen Gründen kam es nur zwei Monate später zu einer weiteren digitalen Säuberungsmaßnahme: Über 25.000 vermeintlich illegale Glücksspiel-Apps wurden auf Anweisung der chinesischen Regierung aus Apples China Store gelöscht. Ob es in Zukunft zu weiteren Maßnahmen dieser Größenordnung kommen wird, bleibt vorerst abzuwarten.

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