Ansturm auf niederländischen Online Markt

Seit der Verabschiedung des neuen Remote Gaming Acts haben bereits 79 internationale Online Glücksspielanbieter ihr Interesse an einer niederländischen Online Gaming-Lizenz bekundet. Aus organisatorischen Gründen wurde die Öffnung des neuregulierten Marktes zuletzt auf Januar 2021 verschoben. Die Prüfungen zur Lizenzvergabe sollen Anfang 2020 beginnen. Hier ein Überblick zu den Entwicklungen.

Der Binnenhof in Den Haag, Niederlande.

Am niederländischen Parlament in Den Haag wurde 2018 über den Remote Gaming Act abgestimmt. (©Wikipedia)

Ein reibungsloser Prozess?

Nur knapp fünf Monate nach der Verabschiedung des neuen Remote Gaming Acts durch den Senat, haben sich bereits 79 internationale Online Glücksspielunternehmen bei der niederländische Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA) um eine Online Gaming-Lizenz beworben. Das erste Bewerbungsverfahren erfolgte zwischen dem 5. und 21. Juni über ein entsprechendes Formular, das den interessierten Unternehmen auf der KSA-Website angeboten wurde. Mit den Prüfungen zur Lizenzvergabe beginnt die Behörde jedoch erst parallel zur Inkraftsetzung der neuen Gesetzgebung ab Jahresbeginn 2020. Die endgültige Markteröffnung wurde unterdessen auf den 1. Januar 2021 verschoben.

Um die Genehmigungen ganz im Sinne des niederländischen Justiz- und Sicherheitsministeriums zu erteilen, ist die KSA laut eigenen Angaben zurzeit damit beschäftigt, einen umfassenden Lizenzrahmen zu entwickeln. „Jeder wird von einem reibungslosen Prozess profitieren“, lautet an dieser Stelle das Kredo des KSA-Vorsitzende René Jansen. Der Vorsitzende betont darüber hinaus, dass die genaue Anzahl der letztendlichen Bewerbungen aktuell noch schwer abschätzbar ist, im Wortlaut heißt es:

“Erst wenn wir wissen, wie viele Bewerbungen wir erwarten können, können wir ein entsprechendes Verfahren organisieren. Das ist in unserem Interesse und auch im Interesser aller Bewerber.”

Hoher Arbeitsaufwand

Der niederländische Online Markt sollte eigentlich parallel zur Inkraftsetzung der neuen Gesetzgebung die Pforten öffnen, auf Grund der hohen Lizenz-Nachfrage setzte der KSA-Stuhl den Starttermin jedoch erst vor wenigen Wochen auf Januar 2021. Allein in Bezug auf die Abfassung der technischen Vorschriften für das Sicherheits- und Justizministerium seien laut Jansen noch „viele umfassende Arbeiten“ sowohl bis zur Inkraftsetzung der neuen Gesetzgebung als auch bis zur Marktöffnung vorzunehmen. Erst wenn die Ausarbeitung der Vorschriften vollständig abgeschlossen ist, könne mit der Erarbeitung von Lizenzbedingungen begonnen werden, hieß es fortführend.

Obendrein hat die Regulierungsbehörde erst im März dieses Jahres eine öffentliche Konsultation für mögliche Verbraucherschutzkontrollen eingeleitet, dieses Verfahren soll einen optimal gestaffelten Richtlinienkatalog begünstigen. Auf Grund der hohen Aufwendungen wird außerdem die Einstellung externer Mitarbeiter in Erwägung gezogen. Jansen diesbezüglich im Zitat:

“Diese Informationen werden es uns ermöglichen, auch den Lizenzierungsprozess richtig zu organisieren. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um maximale Sicherheit und einen fairen Wettbewerb zu organisieren. Wenn wir dies nicht mit unseren festen Mitarbeitern schaffen, stellen wir externe Mitarbeiter ein.”

Behörde und Industrie unter Druck

Dass das anstehende Genehmigungsverfahren die Regulierungsbehörde stark unter Druck setzt, räumte Jansen im Kontext der zeitlichen Verschiebung ein. Wie hoch die Arbeitsaufwendungen tatsächlich sind, zeigte sich jüngst am Beispiel von Rutger-Jan Hebben, dem Direktor des niederländischen iGaming-Verbands Speel Verantwoord, der auf Grund des großen Drucks zuletzt sogar sein Amt niedergelegte.

Hebben war seit der Gründung des Verbands im Jahr 2014 Direktor von Speel Verantwoord, sein Austritt wurde nach der Verabschiedung des Remote Gaming Acts im Februar bekannt – der scheidende Chairman werde sich „auf andere Geschäftsinteressen konzentrieren“, lautete das offizielle Statement. Zudem kommentierte Hebben persönlich:

“Ich freue mich, dass alle unsere Bemühungen für ein transparentes Online Glücksspiel-Lizenzsystem in den Niederlanden erfolgreich waren. Jetzt, da dieser Meilenstein erreicht ist, werde ich mich auf mein eigenes Unternehmen konzentrieren, ich blicke mit Zufriedenheit auf das Erreichte zurück.”

Folglich wurde Hebben durch den ehemaligen Direktor von Zeal Networks und Lottovate, Peter-Paul de Goeij, ersetzt, der seine Tätigkeit ab Juli aufnimmt. Man habe einen „guten Nachfolger gefunden“ und wünsche Hebben „für die Zukunft viel Erfolg“, so das abschließende Statement von Seiten des Verbands. „Die Regulierung von Online Glücksspielen ist näher gerückt und die mit Speel Verantwoord verbundenen Unternehmen sind Rutger-Jan Hebben für seine Bemühungen sehr dankbar“.

Neuer Remote Gaming Act

Beim neuen Remote Gaming Act handelt es sich um ein sogenanntes Fernglücksspielgesetz, welches der Legitimation und Regulierung internationaler Online Glücksspielanbieter auf dem niederländischen Markt ermöglicht. Die Gesetzesnovelle wurde im Februar durch den Senat und das Oberhaus der niederländischen Legislative verabschiedet und ebnet somit den Weg für die offizielle Einführung von Online Glückspielen. Um eine Lizenz am niederländischen Markt zu erhalten, müssen alle interessierten Betreiber umfassende Strategien für verantwortungsbewusstes Spielen nachweisen. Besteuert werden alle künftigen Lizenznehmer mit 29,1 Prozent ihrer Bruttoeinnahmen. Wie viele und welche Anbieter letzten Endes eine Lizenz erhalten, bleibt jedoch vorerst abzuwarten.

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