93 Prozent Einbruch in Macau

Das asiatische Glücksspieldelta Macau hat eine Zwischenbilanz für sein landbasiertes Casinogeschäft gezogen. Im Mai wird ein Umsatzeinbruch von 93,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist inzwischen fast um die Hälfte gesunken. Obwohl die Casinos wieder geöffnet haben, bleiben die Gäste aufgrund von Reisebeschränkungen aus. Kann Macau den Weg aus der Corona-Krise meistern?

Die Casinos von Macau bei Nacht.

Finstere Zeiten: Macau ist größtenteils von landbasierten Casinos abhängig. ©WilliamSun/Pexels

BIP um 48,7 Prozent rückläufig

Neue Umsatzzahlen zeigen das Ausmaß der Corona-Krise in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau. Die gesamten Casinoeinnahmen beliefen sich im letzten Mai auf umgerechnet 198,4 Mio. Euro. Dies ist mehr als doppelt so viel wie im April, markiert aber dennoch einen Einbruch von 93,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Trotz der Wiedereröffnung der Casinos wirkt sich die Pandemie weiterhin negativ auf das Geschäft aus.

Die Einnahmen für das Jahr 2020 belaufen sich bis dato auf insgesamt 3,7 Mrd. Euro, das sind 73,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Mehr als zwei Drittel dieses Gesamtbetrags stammen noch aus den Einnahmen aus Januar, also bevor das Coronavirus Macaus Casinos lahmlegte. Die Einnahmen aus Januar 2020 liegen jedoch ihrerseits ebenfalls um 11,3 Prozent hinter denen aus Januar 2019.

Wie am 30. Mai bekannt wurde, ist das BIP im ersten Quartal 2020 um 48,7 Prozent gesunken. Dies ist einerseits auf die zweiwöchige Schließung im Februar zurückzuführen, andererseits spielt der Tourismusausfall eine große Rolle. In Macau generiert sich das BIP zu 60 Prozent aus dem Glücksspielsektor. Die Gäste sind meistens chinesische Touristen, die derzeitig aufgrund von Reisestopps und -beschränkungen ausbleiben.

Einnahmen dauerhaft defizitär

Laut Bloomberg ist der Umsatzeinbruch vor allem auf die Corona-bedingten Schließungen der Grenzen zurückzuführen. Die Rede ist von einem „Rekordrückgang“, dabei markiert der Monat Mai bereits den achten Monat in Folge mit rückläufigen Einnahmen. Der aktuelle Einbruch unterstreiche die „schwierige Aufgabe, sich von der Abschaltung im Februar zu erholen“.

Während die Pandemie in China, in Macau und Hongkong eingedämmt werden konnte, stehen die Casinos aufgrund von Grenz- und Visabeschränkungen immer noch mit leeren Spieltischen da. Dies führt zu Verlusten von umgerechnet knapp 1 Mio. pro Tag. Selbst mit der Lockerung der Restriktionen werde es aber immer noch „eine klare Reihe von Risiken“ geben. Gesundheitsexperten sind außerdem besorgt über eine zweite Infektionswelle.

Die Angst vor Ansteckung ist ein weiterer Grund dafür, dass die Gäste ausbleiben. Nur rund 46 Prozent der Spieltische sind wieder in Betrieb. Die wenigen Gäste müssen sich an strenge Hygienevorschriften und Sicherheitsabstände halten. Laut Aussagen der Tageszeitung Macau Daily Times halten sich die Casinos stringent an die Maßnahmen, seien allerdings auch „frei von Gästen“ und würden kaum besucht.

Macau zu abhängig von Casinos?

Der Regierungschef von Macau, Ho Iat Seng, hat vor kurzem die „übermäßige Abhängigkeit“ des Landes von der Casinoindustrie kritisiert. Macau werde aus diesem Grund besonders hart von der Covid-19-Pandemie getroffen. Es könnte Jahre dauern, bis sich das asiatische Glücksspieldelta von den wirtschaftlichen Schäden erholt. Für die Zukunft wurde mehr „wirtschaftliche Diversifizierung“ gefordert.

Diesbezüglich kritisierte Ho die Maßnahmen früherer Regierungen. Diese hätten zu „keinen nennenswerten Ergebnissen“ geführt – immer noch mache das Glücksspiel über die Hälfte BIPs aus. Der Glücksspiel- und Tourismussektor werde noch längere Zeit eine stabile Grundlage für Macaus Wirtschaft bilden, wenn jedoch die „Monotonie der Industriestruktur“ unverändert bleibt, würde eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft behindert.

Mehr wirtschaftliche Vielfalt

Wie der Regierungschef weiter erklärte, sei noch in diesem Jahr eine öffentliche Konsultation zum Thema Casino-Konzessionen geplant. Die derzeitigen Vereinbarungen mit den sechs Konzessionären (SJM, Galaxy, Sands, MGM, Melco und Wynn) laufen im Juni 2022 aus. Die Forderung nach mehr wirtschaftlicher Vielfalt soll im Rahmen der Konsultation aufgegriffen werden. Parallel soll auch das Glücksspielgesetz umgestaltet werden.

Die Verträge werden in Zukunft mit „festgeschriebenen Diversifizierungs-Klauseln“ aufwarten. Abgesehen davon sind bislang nur sehr wenige Informationen von der Regierung veröffentlicht worden. Ho betonte jedoch das gesellschaftliche Interesse an dem Thema und erklärte: „Die öffentliche Konsultation wird als Teil der neuen Gesetzgebung organisiert werden. Dies ist ein langwieriges Verfahren, das in diesem Jahr nicht abgeschlossen sein wird.“

Milliardenschwerer Rettungsfonds

Um Einwohnern, Arbeitern und Unternehmen zu helfen, hat Ho außerdem einen Rettungsfonds in Höhe von umgerechnet 1,2 Mrd. Euro eingerichtet. Ziel ist es, die Casinos schnellstmöglich wieder hochzufahren. Die Regierung in Peking wurde gebeten die Beschränkungen an den Grenzen aufzuheben, sobald die Krise unter Kontrolle ist.

Laut Spiegel ist Macau aber nicht von Armut bedroht. Die Finanzreserven lägen umgerechnet bei über 55 Mrd. Euro, was rund 90.000 Euro pro Einwohner entspricht. Es bleibt daher abzuwarten, wie schnell sich Macaus Wirtschaft von der Krise erholt und ob die Industriestruktur tatsächlich eine Modifizierung erfahren wird. Vorerst wird Macau aber seine Abhängigkeit von Casinos noch beibehalten.

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