50.000 Euro Strafe gegen Ibrahimovic

Die Meldung, dass der Fußballstar Zlatan Ibrahimovic seit Jahren an einem Buchmacher beteiligt ist, verbreitete sich in der Sportwelt wie ein Lauffeuer. Da solche Geschäfte strenguntersagt sind, hatte die UEFA ein Disziplinarverfahren eingeleitet – dem 39-jährigen schwedischen Rekordtorschützen wurde gar das plötzliche Karriereende prophezeit. Doch nun steht das Urteil fest: Ibrahimovic muss 50.000 Euro Strafe zahlen, außerdem wird sein Verein AC Mailand zur Kasse gebeten. Was sind die Hintergründe?

Die leeren Ränge des AC Mailand-Stadions.

Im schlimmsten Fall hätte Zlatan Ibrahimovic eine Sperre von drei Jahren erhalten. ©designermikele/Pixabay

Ibrahimovic und AC Mailand am Pranger

Die UEFA hat ihre Ermittlungen gegen Zlatan Ibrahimovic abgeschlossen: Der Starstürmer des AC Mailand muss wegen seiner Beteiligung an dem Wettanbieter Bethard eine Strafe von 50.000 Euro zahlen, so der Beschluss des zuständigen Untersuchungsausschusses. Die Ermittlungen wurden Ende April eingeleitet, nachdem bekannt wurde, dass der schwedische Nationalspieler zehn Prozent an dem auf Malta sitzenden Buchmacher hält.

Hauptaufgabe des U-Ausschusses war es herauszufinden, ob Ibrahimovic durch die Beteiligung an Bethard gegen die Regeln der Ethik und Integrität des Fußballs verstoßen hat. Hier gelangte die UEFA zu einem eindeutigen Ergebnis: Sportlern und Funktionären, welche dem Dachverband unterstehen, ist es verboten, finanzielle Beteiligungen an Glücksspielfirmen zu halten oder sich an Sportwetten zu beteiligen.

Laut Pedro Tomas, Vorsitzender des UEFA-Untersuchungsausschusses, liegt im Fall Ibrahimovic ein Verstoß gegen den Artikel 12 der Disziplinarordnung des europäischen Fußballs vor. Aus diesem Grund wurde nicht nur eine Geldstrafe gegen Ibrahimovic verhängt, sondern auch gegen den AC Mailand, wo der Stürmer seinen Vertrag gerade erst bis 2022 verlängert hat. Da der Verein nicht eingeschritten ist, wird eine Geldstrafe von satten 25.000 Euro fällig.

Zlatan Ibrahimovic ist ein Stürmer der Superlative: Mit 62 Toren ist er Rekordtorschütze der schwedischen Nationalmannschaft. Im Februar schoss er das 500. Tor seiner Vereinskarriere. Zwölfmal wurde der Spieler, der von Kollegen und Fans meistens nur Ibra genannt wird, schon als schwedischer Fußballer des Jahres ausgezeichnet – hiervon zehnmal in Folge. Wegen seiner spektakulären Tore hat sich inzwischen sogar der Ausspruch Ibrakadabra etabliert. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere galt er als bester Stürmer der Welt. Er spielte bei ruhmreichen Klubs wie Inter Mailand, AC Mailand, Juventus Turin, FC Barcelona oder Paris Saint-Germain.

16 Millionen: Bethard wird verkauft

Ibrahimovic wurde unterdessen dazu angewiesen, seine Beteiligung an Bethard sofort zu beenden. Die Beteiligung läuft allerdings nicht über Ibrahimovic persönlich, sondern über Ibrahimovics Firma Unknown AB. Die Firma ist der viertgrößte Anteilseigner von Bethard. Der Buchmacher genierte 2019 einen Gewinn von 30 Millionen Euro nach Steuern – auch Ibrahimovic dürfte hiervon profitiert haben.

Kürzlich bestätigte die Gameday Group, die Betreibergesellschaft von Bethard, ihr gesamtes Sportwettsegment für 16 Millionen Euro an die Nasdaq-notierte Esports Entertainment Group (EEG) zu verkaufen. Experten gehen davon aus, dass die Übernahme bis zur zweiten Jahreshälfte abgeschlossen sein wird. Gameday erklärte, sich zukünftig auf B2B-Dienstleistungen konzentrieren zu wollen. Es erscheint unwahrscheinlich, dass Ibrahimovic noch von der Akquisition profitieren wird.

Ibrahimovic entgeht dem Karriereaus

Hätte die UEFA die Höchststrafe gegen Ibrahimovic verhängt – eine dreijährige Sperre – wäre damit das plötzliche Karriereende für den nunmehr 39-jährigen Stürmer einhergegangen. Einem derart unwürdigen Abgang als Spitzensportler konnte Ibrahimovic somit entgehen. Dennoch liegen weiterhin viele ungeklärte Fragen vor, zum Beispiel warum die FIFA, UEFA oder der schwedische Fußballverband bisher nichts gegen die Wettpartnerschaft von Ibrahimovic unternommen haben.

Insbesondere die Arbeit des schwedischen Fußballverbandes (SF) erscheint dubios, denn dem Verbandschef Hakan Sjöstrand soll die Kooperation zwischen Ibrahimovic und Bethard schon seit 2018 bekannt sein. Wegen seiner Beteiligung war Ibrahimovic angeblich nicht für die WM in Russland nominiert. 2018 erklärte Sjöstrand sich in diesem Fall lediglich an das internationale Regelwerk der WM zu halten. Der Fußballverband selbst ging jedoch nicht dagegen vor.

Während Spieler wie Kieran Trippier, Paul Scholes oder Daniel Sturridge von den jeweiligen Landesverbänden für ihre Wettvergehen schnell bestraft wurden, scheint Ibrahimovic hingegen eine Sonderstellung in Schweden genossen zu haben. Inzwischen denke man über Konsequenzen nach, so Sjöstrand, der parallel allerdings auch das Regelwerk der UEFA infrage stellte.

Eine Stellungnahme von Ibrahimovic zum Urteil liegt bislang noch nicht vor. Im Vorfeld hatte der Superstar erklärt, in seiner gesamten Karriere massiv von Wettanbietern umworben worden zu sein. Allerdings habe ihn niemals ein Angebot überzeugt, bis er in Kontakt mit Bethard stand. Das Unternehmen würde viele Dinge anders machen und stamme außerdem aus seiner Heimatstadt Malmö. Über mögliche Konsequenzen wollte er nicht spekulieren, sondern vielmehr eine Klärung der Wettvorschriften vorantreiben, da diese nicht eindeutig formuliert seien.

Kritik an Regeln der FIFA und UEFA

Sowohl Ibrahimovic als auch Sjöstrand erklärten die Regelwerke der UEFA und FIFA als uneindeutig und zu vage formuliert. Diese Haltung überrascht, denn die Regelwerke besagen eindeutig, dass Spieler und Funktionäre sich weder direkt noch indirekt an Wetten, Glücksspielen, Lotterien oder ähnlichen Veranstaltungen und Transaktionen im Kontext von Fußball beteiligen dürfen. Hauptziel ist dabei die Unterbindung von Wett- und Spielmanipulation.

Um die Integrität des Fußballs zu schützen, hatte die FIFA im Dezember 2020 sogar ein Abkommen mit dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) unterzeichnet. Zudem unterstützt eine Reihe von Spitzensportlern eine Kampagne, die für den Schutz der Integrität im Fußball wirbt. Es bleibt daher abzuwarten, ob im Fall Ibrahimovic bereits das letzte Wort gesprochen wurde oder ob FIFA und SF weitere Konsequenzen gegen den Superstar ziehen werden.

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